Michael Hall – Day

Michael Hall, ehemaliger Kopf der institutionalisierten Texas-Rock’n’Roll-Band Wild Seeds, Vorsitzender der Indie-Supergroup The Setters (mit Silo-Kumpel Walter Salas-Humara) und Solokünstler, weist dem monochrom gewordenen Country-Folk den Weg. Auf DAY, Halls viertem Solo-Album, gibt es (natürlich auch) diesen typischen countryifizierten Gitarrenrock, der mittlerweile derart en vogue ist, daß er alsbald von manch selbsternanntem Opinion leader (vorzugsweise aus dem Feuilleton der SZ) verbal zu Grabe getragen werden dürfte. Michael Halls balladeske Hymnen auf ‚Los Angeles‘ und ‚Las Vegas‘ könnten durchaus von Bands der Jayhawks-Golden Smog-Wilco-Dashboard Saviors-Continental Drifters-Schule stammen. Aber Stücke wie ‚Their First Murder‘ mit gedämpftem Trompetensound und Kontrabaß, das avantgardistisehe Sphärengemälde ‚The Ache Of Farne‘, die feinen Cello- und Pianotupfer, die sich in in ‚I Can’t Make You Happy Anymore‘ zwischen verzerrten Stromgitarren auftun und die quälende Stille im Intro von ‚Sweet Train‘, die nur manchmal von Kontrabaßtönen und Slidegitarrenfragmenten unterbrochen wird, zeigt die Einzigartigkeit des Künstlers Michael Hall. Der Mann hat den Mut zum Experiment und sprengt damit die enggesteckten Grenzen des klassischen Singer/Songwritertums, ohne dabei das Genre zu verraten. Großartig.