Frank Black – The Cult of Ray
Frank Black ist ein Souverän des Pop-Songs. Und seit einem Jahrzehnt beharkt er mit der stoischen Größe eines Zauberkönigs sein Reich. In den späten 8oern brachte er mit den allzeit quietschvergnügten Pixies den Glauben an die unbeschwerte Lauterkeit der Beat-Musik zurück; und schon damals war klar: Der Mann steht hörbar unter dem dämonischen Einfluß hunderter wunderschöner Melodien, die sich gerade ihn, Frank Black, als Medium ausgesucht hatten. Das ist bis heute so geblieben. THE CULT OF RAY, sein neuestes Solo-Werk, versammelt 13 Songs schillernder Wonne; lakonsiche Statements, die eines verbindet: der bewußte Verzicht auf irgendwelche dramatischen Übertreibungen oder exaltierten Expressionismus. Black macht Pop al dente; er kennt die schlichten Zutaten des Rock’n’Roll und kocht mit ihnen sein schmackhaftes Süppchen. Erfreulicherweise ist dem Manne jede Theatralik fremd, und er gibt seinen Tracks gerade so viel Beiwerk, wie sie brauchen, um ihr Eigenleben zu entwickeln. Die Drums geben umstandslos und unaufdringlich Dampf, unterstützt von einem Baß, der sich herzig holpernd wie der Galopper des Jahres an die Melodien heranmacht, ohne sie zu erdrücken; zwei Gitarren-Spuren reichen ansonsten, um klarzumachen, worum es geht: um den Song, um Pop, und um sonst nichts. Dazu raunt Blacks Stimme mit bewußt zurückgehaltener Energie: immer ein bißchen zweifelnd, immer ein klein wenig müde – und mit viel Abstand zum Superstargehabe ausgebuffter Rock-Tenöre. Auf diese Art entsteht feinstes Kunsthandwerk, gesättigt mit rauhem Wohlklang und manchesmal mächtig hindonnernd wie Zar Kolokol, die größte Kirchenglocke der Welt. THE CULT OF RAY klingt im übrigen viel mehr nach den Pixies als der Vorgänger TEENAGER OF THE YEAR, obwohl Herr Black selbst erklärt, sein neues Album sei bitteschön „mehr als je reiner, unverfälschter Frank“. Das geht schon in Ordnung. Der Mann aus den Staaten beweist rein und unverfälscht wie das beispielsweise auch Bob Mould oder der große Neil Young tun -, daß man keine pampige Rock-Soße braucht, wenn man an seine eigenen Song-Ideen glaubt und sie möglichst ungeschliffen und undekoriert läßt. Schließlich ist – was viele nicht wissen – eine Rockband kein Dorfverschönerungsverein.
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