Roxy Music :: The Thrill Of It All
Als Kunstprojekt mit Avantgardeanspruch lösten Roxy Music in der immer noch vom Hippiemief geprägten Clubszene Londons 1972 eine wahre Kettenreaktion aus: Zwar standen die Weichen mit David Bowie, Mott The Hoople und Marc Bolans T. Rex schon in Richtung lasziver Dekadenz und skurriler Androgynität, doch erst das 1970 vom Ex-Kunstschullehrer Bryan Ferry gegründete Unternehmen machte schrägen Glamour auch in den britischen Elite-Colleges hoffähig. Zur Urbesetzung zählten Bassist Graham Simpson, Saxophonist Andy Mackay, Schlagzeuger Paul Thompson und Gitarrist Phil Manzanera, der David O’List von The Nice ersetzte. Schon bald entdeckte Ferry sein Image als Lebemann im Cocktailchic, was extravagante Plattencover, exaltierte Bühnenmanieren und schillernde Outfits zur Folge hatte. Fast gleichen Anteil am Konzept aus karikiertem Rock’n’Roll, dramatischen Chansons und hoffnungsloser Tristesse hatte Elektronikspezialist und Paradiesvogel Brian Eno, der jedoch schon nach den beiden ersten Alben das Weite suchte. Auch Ferry – stimmlich manchmal so ölig wie seine Haartolle – begab sich nach ersten größeren Erfolgen auf den Solopfad. Er zwängte sich in Dinnerjackets und manövrierte zweigleisig operierend die einst schrillen Roxy-Klänge in flauschige Chartkompatibilität, um in den 8oern – ohne Roxy Music – zum Lifestyle-Idol der Yuppies zu mutieren. Glücklicherweise orientierte man sich bei dem luxuriösen, mit großformatigem Booklet ausgestatteten 4-CD-Set weitgehend an den mutigen Pionierjahren. Die 74 Songs bieten zwar keinen repräsentativen Querschnitt, dafür hält CD Nummer Vier komplett alle frühen Singles (u.a. ‚Virginia Piain‘, ‚Pyjama Rama‘), rare Remixe und Archivtracks bereit.
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