No Means No – The Worldhood Of The World

Blasphemie hin oder her: wäre Frank Zappa 20 Jahre jünger und dem Hardcore-Punk zugetan gewesen, hätte sich seine Musik wohl so oder ähnlich angehört: zwar findet sich auf dem sechstem Album von No Means No auf Alternative Tentacles, dem Label für die etwas abseitigeren Klänge auf dem Hardcore-Sektor, auch der eine oder andere halbwegs straighte Punk-Prescher (Tve Got A Gun‘). Ansonsten aber geht’s drunter und drüber: verschachtelte Songstrukturen, abrupte Melodie- und Tonartwechsel, wüste Rhythmussprünge (bestes Beispiel: ‚My Politics‘, ein sechsminütiger Crashride aus Punk, derbem Hardcore, flockigem Funk, beschwingtem Reggae, hymnischem Harmoniegesang und atonalem Gekreische). Da bricht in den vertrauten i-2-Stakkato-Stampfer plötzlich ein progrockiges Dudel-Lick, bei ‚Angel Or DeviT wird statt Pogo plötzlich heftig Polka getanzt. Dazu bis zu dreistimmige Vokal-Parts, die sich mal wie der Hardcore-Röhrer von Nebenan, mal wie die Mothers Of Invention höchstpersönlich, dann wieder wie ein bekiffter Männerchor, oft wie alles zusammen anhören. No Means No verstehen ihr Musikerhandwerk und haben was zu sagen – sind aber gleichzeitig mit einem herrlich galligen Humor gesegnet, der ein Abdriften in Plattheiten, seien es textliche oder musikalische – verhindert. Insofern scheint der Vergleich mit Meister F.Z. gar nicht mehr so abwegig – wenn doch: Verzeiht mir, Zappatisten.