Kurt Ostbahn – Espresso Rosi

Ein Espresso ist eine Wiener Mischung aus Cafe und Kneipe. Und in diesem fiktiven Espresso Rosi sitzt Herr Kurt, und beobachtet in bester Tom Waits-Manier, was sich dort zuträgt, wenn sie dort einlaufen, die Gestrandeten, die Gestrauchelten, die „Wehs“, die Loser und die Möchtegerns, die kleinen Ganoven und Lebenskünstler. Melancholisches, wie der Monolog des rastlosen Nachtschwärmers, der sich in seinem eigenen Zuhause nicht daheim fühlt (‚Tankstö‘), kitschfrei traurig, wenn gebrochene Gestalten ihrer lange vergangenen „Besten Zeit“ nachhängen; zornig-desillusioniert, wie die Rikki, die in der Peep-Show arbeitet und sich nichts sehnlicher wünscht, als eine neue Haut, „ohne Flecken und Tapper von 10.000 Augen“; wildromantische Räuberpistolen, wenn etwa ‚Die Rote Anni und ihre Kavalier‘ Annis fiesen Zuhälter um die Ecke bringen und nach Italien durchbrennen. Oder weinseliger Schmäh, wie die Geschichte vom ‚Polifka-Rudl‘, der sich mitten in Wien von seinem alten filmidol James Cagney verfolgt glaubt. Geschichten, wie sie passiert sind, passieren hätten können oder wie sie Ostbahn und Textautor Günter Brödl von irgendeiner Barfly zwischen Bier und Fernet anvertraut wurden, erzählt mit einer spürbaren Liebe zu diesen Außenseitern und Kurt Ostbahns unnachahmlichem Schmäh. Zum Heulen traurig, zum Brüllen komisch. Dazu spielt Ostbahns grandiose neue Band, „Die Combo“ auf. Von straightem Rhythm’n’Blues über Reggae, Cajun-Klänge und zarten Country/Folk gibt’s da so ziemlich alles – nur keinen platten „Austro-Pop“.