Tracy Chapman
New Beginning
Der Titel trügt: Ein neuer Anfang ist das nicht gerade, was Tracy Chapman auf ihrem ersten Album seit drei Jahren (ihrem insgesamt vierten) präsentiert. Und das ist gut so, denn musikalisch läßt das neue Werk der 31jährigen aus Cleveland erneut wenig Wünsche offen. Folk für Fortgeschrittene heißt das Motto. NEW BEGINNING wurde in kleiner Besetzung eingespielt, die Arrangements wirken spartanisch. Vielleicht liegt gerade deshalb eine unterschwellige Spannung über diesem Album. Da taucht Tracy Chapmans Stimme für Sekunden in eine Art afrikanischen Stammesgesang ab (‚Smoke And Ashes‘), wehen äthetische Flötentöne durch das Klangbild (‚Heaven’s Here On Earth‘), klingt von fern eine einsame Geige (‚The Promise‘), wird mal zart ein Offbeat angedeutet (‚New Beginning‘) oder wie aus heiterem Himmel saftiger Bluesrock ä la Bonnie Raitt (‚Give Me One Reason‘). Paradestück der Platte aber ist das fragile ‚At This Point Of My Life‘. Tracy Chapmans Bilanz ihres bisherigen Lebens: ein wunderbares Lied, musikalisch – wie alles auf NEW BEGINNING – auf hohem Niveau gespielt, mit einem sehr persönlichen Text. Wie überhaupt Tracy Chapman in ihren Lyrics meist dann ergreifende Momente gelingen, wenn sie über sich oder Einzelschicksale von Menschen singt (‚Cold Feet‘). Ansonsten gibt es auch auf dieser CD leider wieder einige Songs, in denen die Künstlerin wortreich und mitunter reichlich naiv die Probleme der Welt beklagt (‚The Rape Of The World‘). Was den guten Gesamteindruck des Albums ein bißchen trübt.