Candlebox – Lucy
Manchmal erschrickt man richtig: Aus Seattle können heutzutage auch wieder Bands kommen, die man nicht von vornherein der Schlabberpulli-Fraktion zurechnen muß/ kann/darf. Ist das nun gut oder böse? Im Falle des zweiten Albums von Candlebox kann man diese Frage nur mit einem entschiedenen Sowohl-als-auch beantworten: Das Quartett um Sänger Kevin Martin hat die Dynamik des Grunge in den Mainstream geholt; ein Weg, den beispielsweise auch Blind Melon beschriften haben, die aber um Meilen weiter sind. In ihrer konsequenten Entschlußlosigkeit beweisen Candlebox derzeit nur, daß Reife und Weiterentwicklung auch Rückschritt bedeuten können. Ihre Arrangements bewegen sich wohlgefällig jenseits jeglicher Anstößigkeit, sind knackig, gehen gut ab, und der Hit ‚Simple Lessons‘ ist in seiner schlichten Losgeh-Philosophie in der Tat ein Hit. Nur hat der Sound der Band keine Kanten und wenig Konturen, es fehlt die ehrliche Wut, die die rasante Attitüde von Candlebox glaubwürdig machen könnte: Ihre Gefühlsausbrüche wirken merkwürdig aufgesetzt – Theaterdonner, Mainstream eben. Und trotzdem: Wer auf krauselnd-bräzende Gitarre steht, auf gedrillten Krach und die kontrollierte Offensive, wird LUCY durchaus mögen. Ansonsten wäre das Album die passende Hochzeitsmusik für ein eheliches Bündnis zwischen, sagen wir mal, Courtney Love und Tom Petty. Denn so ungefähr klingt das alles.
Mehr News und Stories