Willie Nelson – A Classic & Unreleased Collection
„Outlaw“ steht auf dem Etikett, das man Willie Nelson gemeinhin aufklebt. Doch das war einmal: Mittlerweile ist der 62jährige längst zu einem der großen amerikanischen Entertainer geworden, steht er einem Frank Sinatra viel näher als einem wirklichen Außenseiter des Musikgeschäftes, Townes van Zandt beispielsweise. Wie Willie wurde, was er ist, läßt sich nun anhand des 3-CD-Sets A CLASSIC & UNRELEASED COLLECTION nachvollziehen. Ungewöhnlich genug: Statt eine weitere Hit-Kopplung auf den Markt zu werfen, werden hier sieben weitgehend unbekannte, aber spannende Kapitel aus einer fast 40jährigen Musikerkarriere aufgeblättert. Es beginnt – sicher zur Freude vieler Willie-Nelson-Afficionados mit der extrem raren ersten Single des Meisters ‚No Place For Me’/’Lumberjack‘. Sie wurde 1957 in Porttand/Oregon aufgenommen und bewegt sich, wie auch die folgenden Aufnahmen von 1961, die unter dem Oberbegriff „The Pamper Music Recordings“ firmieren, noch auf bekannten Country-Pfaden. Damit ist es allerdings bei der nächsten Station, den „Atlantic Recordings“ von 1973, vorbei. Willie Nelson hat den Schaukelpferd-Cowboys in Nashville „goodbye“ gesagt, sich die Haare wachsen lassen und mit den bahnbrechenden Alben SHOTGUN WILLIE und PHASES AND STAGES den Outlaw-Mythos begründet. Outtakes dieser beiden Platten zeigen Nelson als nachdenklichen Texter und allerlei musikalischen Einflüssen offenen Musiker. Die Sequenz „Live at the Texas Opry House“ dokumentiert anschließend eindrucksvoll Willies Live-Qualitäten, mit einer vorzüglichen Backing-Band und einem Repertoire zwischen Rock, Blues und natürlich Country. „Sugar Moon“ ist der folgende Ausflug in die Welt von Swing- und Musical-Melodien überschrieben, der die gar nicht so heimliche Liebe des Künstlers gilt. Gewöhnungsbedürftig vielleicht, aber den schmalen Grad zwischen Schmelz und Schmalz selten
verlassend. Dann folgt ein Kontrastprogramm mit vier Titeln aus der Rubrik WILL1E ALONE: nur ein Mann und seine Gitarre – vergleichbar Johnny Cashs AMERICAN RECORDINGS -, intensive, anrührende Musik. Das Solo-Set ist das letzte Kapitel: „Willie sings Hank Williams“, mitte der achtziger Jahre aufgenommen. Zehn Titel der Country-Legende inter- pretiert Willie Nelson, begleitet von einer zurückhaltend agierenden Band, zum Ausklang dieses Dreier-Sets. Eine Geste mit Symbolkraft: Da verbeugt sich einer vor seinem Idol, der selbst längst zu den Klassikern zählt.
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