Nancy Sinatra – Vier Alben :: Rock / Pop

Allzeit kampfbereit in hautengen Calsuits, Lederstiefeln, Miniröcken und pinkfarbenen Bikinis: Mit ähnlich emanzipatorischem Esprit wie John Steeds kultige Karate-Amazone Emma Peel alias Diana Rigg, stellte Frankieboys Töchterchen Nancy gemeinsam mit ihrem Produzenten Lee Hazlewood die Popwelt der sechziger Jahre auf den Kopf natürlich auf Pappis Plattenfirma ‚Reprise‘. Hazlewood paßte das ursprünglich recht dünne Nancy-Stimmchen in ausgefallene bis üppige Arrangements ein: Ein cleveres Konzept aus blondem Gift und dominantem Sex mit versteckten Sadomaso-Anspielungen, das 1966 mit dem millionenfach verkauften Single-Hit ‚These Boots Are Made For Walking‘ und dem Album BOOTS (SC 6052) auf Anhieb zündete. Cover-Versionen von damals erfolgreichen Popsongs (u.a. ‚As Tears Go By‘, „It Ain’t Me Babe‘, ‚Run For Your Life‘ ‚Day Tripper‘), Big-Band-Swing (‚Vagabond Shoes‘), uramerikanische Musicalmelodien (‚On Broadway‘) und Hazlewoods maßgeschneiderte Kompositionen waren in den )ahren 1966 und 1967 das reizvolle Rezept für drei weitere Werke: Im Titelsong des Follow-Ups HOW DOES THAT GRAB YOU? (SC 6053) etwa rollt dem von den Medien gern ein Vaterkomplex angedichteten Sinatra-Nachwuchs ein forsches „…There’s More Than One Way To Skin A Cat…“ raus. Sowas gefiel nicht nur der Männerwelt, sondern auch der aufkeimenden Woman’s Liberation Front. Gleich vier unschlagbare Evergreens hält NANCY IN LONDON (SC 6054) bereit: die ironische Ray-Ban-Hommage ‚Shades‘, das mit Lee Hazlewood im Duett gesungene ‚Summer Wine‘, die bluesinfizierte Ode ‚Friday’s Child‘ und den Titelsong des zeitgenössischen lames Bond-Films ‚You Only Live Twice‘ als Bonus-Track. Hazlewoods intensive LSD-Erfahrungen und die aufkommende Hippie- und Psychedelicwelle werden schließlich in den ungewöhnlichen Soundspielereien des großzügig orchestrierten 67er-„Konzeptalbums“ SUGAR (SC 6055) reflektiert: melodramatisch, brillant und völlig abgedreht.