Cornershop – Woman’s Gotta Have It
Nach dem Beck-Boom vom vergangenen lahr schießen nun Bands wie Pilze aus dem Underground-Boden, die erstens um jeden Preis den Eindruck erwecken wollen, daß sie ihre Songs prinzipiell mit dem Casettenrecorder in der WG-Küche aufnehmen und zweitens mit einem pubertären Anti-Star-Image penetrant hausieren gehen. Das Ganze nennt sich dann Low-Fi und soll der Rockmusik in Zeiten der digitalen Produktionstechnik wieder so eine Art naive Unschuld der Anfangsjahre zurückgeben. Im Falle von Cornershop, die nach einer ganzen Reihe von Mini-CDs nun ihr zweites Album herausbringen, fällt zunächst mal auf, daß dieses Gemischtwarengeschäft das meiste im Angebot hat, was zeitlich zwischen Velvet Underground und Thin White Rope, räumlich zwischen Leicester und Hong Kong jemals an musikalischen Subversiläten erfunden worden ist: ein Instrumenten-Wirrwarr von Sitar über Dholki bis Harmonium, tremolodurchtränkte Gitarrensounds, asiatische Melodien, Radiofiepen, lazzgetröte und alles zusammengebunden von mehr oder weniger tanzbaren Rave-Beats. Cornershop ist ein schmuddeliger Tante-Emma-Laden, in dem der trendbewußte Underground-Hörer politisch korrekt gut einkaufen kann. Ob dieses Geschäft länger als einen Sommer laufen wird, ist mehr als zweifelhaft.
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