Juliana Hatfield – Only Everything

Hatfield hören ist wie ein Freiflug auf einer Schäfchenwolke: Ihre Stimme ist sanftmütig, ihre Songs segeln sanft durch liebreizende Regionen der Melodik. Mit einer Stimme irgendwo zwischen Tanya Donelly (Belly) und Dolores O’Riordan (Cranberries) serviert Juliana Hatfield, die einst bei den Blake Babies die Gitarre grummeln ließ und bei den Lemonheads den Baß bediente, nette Popmelodien mit klitzekleinen Grunge-Widerhäkchen – gerade recht für den kleinen Ohrwurm zwischendurch. Auch auf ihrem dritten Soloalbum nach HEY BABE und BECOME WHAT YOU ARE bleibt Juliana dabei den zarten Seiten des Folk, die sie ab und zu mit wilden, zerrenden und quengelnden Gitarrenpassagen versetzt und mit einem verhallten Baß durchwalkt, treu. Einziges Manko: Sie will manchmal partout wie eine Rocksängerin klingen. So arbeitet ONLY EVERYTHING nicht selten mit gedoppelter Stimme auf zwei Tonspuren. Doch auch die können nicht vertuschen, daß die Stimme viel zu fein und feenhaft ist, um sich gegen verzerrte Gitarren zu behaupten. Was Wunder also, daß die ruhigen Songs die faszinierendste Wirkung entfalten. Dann nämlich haucht kristalline Klarheit aus dem Lautsprecher – entspannt und herzergreifend sehnsüchtig.