Im faschistischen Badezimmer – Punk unter Reagan, Thatcher und Kohl

Greil Marcus fungiert seit Jahren als Galionsfigur des amerikanischen Rockjournalismus und kann seine Spitzenposition unter den Popdichtern und -denkern mit seinem aktuellen Werk effektvoll festigen. Nach ‚Mystery Train“, ‚Lipstick Traces‘ und ‚Dead Elvis‘, die ihm den Ruf als „Homer der Rockmusik“ eingetragen haben, gibt sich Marcus ‚Im Faschistischen Badezimmer‘ weitaus weniger episch und begnügt sich mit der für seine Verhältnisse „kleinen Form“: fast 600 Seiten Artikel und Kolumnen, die gedacht sind als „Aufzeichnungen aus einem Leben, das vom Punk gründlich erneuert wurde“. Er zeichnet mit impressionistischen Erlebnistupfern ein umfassendes Panorama, das den Punk nicht bei den obligatorischen Sex Pistols enden läßt, sondern auch in den Werken von Bruce Springsteen, Prince und den Rolling Stones wahrnimmt: eine äußerst spannend erzählte Geschichte der letzten 17 Musikjahre, betrachtet durch die Brille eines Punkbesessenen.