Big Chief – Platinumlive EMI :: Megamix
Im vergangenen Jahr präsentierten sie mit MACK AVENUE SKULL GAME den Soundtrack zu einem Film, der nicht existiert. Jetzt geht das fünfköpfige Soundbollwerk aus Ann Arbor/USA, noch weiter und erklimmt mit PLATINUM JIVE den Gipfel einer Karriere, die es – zumindest hierzulande ebenfalls nicht gibt. Vom hungrigen Speedrock Marke MC 5 (‚Takeover Baby‘) über ausgewachsenen Stadionrock (‚Locked Out‘) bis hin zu selbstgefälligen Soloeskapaden (‚Sick To My Pants‘) erstreckt sich der schier unglaubliche Megamix der Amerikaner, der spielend 25 Jahre Rockgeschichte abdeckt. Nach fünfjährigem Zusammenspiel ohne Personalwechsel hat das Quintett eine Souveränität im Umgang mit den Stilmitteln des Rock erlangt, die Big Chief neben Urge Overkill zu einer der ungewöhnlichsten Bands aus Übersee macht. Die Überlegenheit, welche die Amis bei ihrem Trip durch die Stile an den Tag legen und dabei doch immer Big Chief bleiben, ist beinahe schon beängstigend. In dem schwer groovenden Soulrock-Opener ‚Lion’s Mouth‘ verweisen sie Primal Scream locker auf die Plätze. ‚Armed Love‘ und ‚Lot Lizard‘ dagegen definieren Heaviness im Spannungsfeld zwischen Led Zeppelin und Seattle-Grunge. Und ‚Simply Barry‘ ist eine bissige Parodie auf koksselige Zweitkarrieren längst überholter Künstler in Las Vegas. Kultproducer Phil Nicolo verpaßte der schwärzesten weißen Rockband der USA einen rasiermesserscharfen Sound, der die atemberaubende Reise durchs populärmusikalische Universum perfekt in Szene setzt. Fazit: Mit ihrem vierten Album sind Big Chief endgültig zur „interessantesten Band Amerikas“ avanciert. Diesbezüglich schließt sich der Rezensent ohne Einschränkung der Auffassung von Iggy Pop an.
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