Tom Petty – Wildflowers :: Platte des Monats
Das Album trägt seinen Titel zu Recht. Denn Tom Petty hat für sein neuestes Werk einen bunten Strauß wilder Song-Blumen gebunden. Darunter einige, die man in den Monokulturen der Popmusik nur noch selten findet. So zum Beispiel zarte Pflänzchen mit verhalten schimmernden Knospen oder wilde Triebe mit spitzen Widerhaken und farbenprächtigen Blüten. Mit diesem Album kehrt der Mann mit den semmelblonden Haaren zu seinen Wurzeln zurück, zu klaren Kompositionen und einem naturbelassenen Sound. An letzterem hatte Produzent Rick Rubin (Mick lagger, lohnny Cash) maßgeblichen Anteil. Drohten bei den Petty-Platten FULL MOON FEVER (1989) und INTO THE GREAT WIDE OPEN (1991) gerade die ruhigeren Songs im Pop-Bombast von Ex-ELO-Boss Jeff Lynne unterzugehen, so kommen unter der Regie Rick Rubins selbst feinste Nuancen zur Geltung. Vor allem Stucke wie „Wildflowers“ oder „Time To Move On“, die Petty von seiner relaxten, fast melancholischen Seite zeigen, üben dank der transparenten Produktion eine ganz besondere Faszination aus. Doch auch bei rockigeren Nummern wie „You Wreck Me“ oder dem furiosen „Honey Bee“ arbeitete Rubin, der bärtige Eigner des Kult-Labels Def American (heute: American Recordings), mit viel Einfühlungsvermögen wunderbar die klaren Linien heraus. So erinnert das insgesamt zehnte Studioalbum des 42jährigen Amerikaners angenehm an frühe Werke wie DAMN THE TORPEDOS (1979). Charakteristisch für den Sound, damals wie heute: der warme Klang von Pettys zwölfsaitiger Rickenbacker, ein verspielt im Hintergrund klimperndes Piano, eine jaulende Mundharmonika und ein wuderbar trockenes Schlagzeug. Dazu singt Tom mit seiner nasalen Stimme faszinierende Geschichten über Einsamkeit und verlorene Liebe. Seine Begleitband, die sich vornehmlich aus den drei Heartbreakers Mike Campbell (Gitarre, Bass), Howie Epstein (Bass) und Benmont Tench (Piano) zusammensetzt, agiert mit behutsamer Zurückhaltung. Auch prominente Gäste wie Carl Wilson (Beach Boys) und Ringo Starr ordnen sich perfekt ins Gruppengefüge ein. Das Ergebnis ist eine Sammlung süperber Songs, die – allem Pop-Appeal zum Trotz – eine Brücke schlägt zwischen authentischem Folk und deftigem Rock’n’Roll.
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