Archaisch :: Punk-Prototyp Iggy Pop
Hätte es ihn nie gegeben, wer wüßte, wie es um den Rock’n’Roll heute stünde? James Jewel Osterberg, alias Iggy Pop, war lange Zeit der einzig authentische Prototyp des von Nihilismus aufgeriebenen Rock’n’Roll-Animals, das mit selbstzerstörerischem Eifer seine Lebenskerze von beiden Seiten her mit einem Flammenwerfer kräftig bearbeitete. Nach zwei hervorragenden Alben („The Stooges“ und „Fun House“), hatte sich seine Formation aus Detroit 1971 aufgelöst. Iggy kurierte seine maßlose Heroinsucht aus und fand in David ßowie einen neuen Meister. Mit einem horrenden Vorschuß ging die runderneuerte Crew in London schließlich sporadisch ins Studio, haute den Großteil des Geldes aber für Drogen, Klamotten und Frauen auf den Kopf. Die acht Brutalo-Stücke, von Iggy jämmerlich produziert, wurden erst nach einer ausgiebigen Soundwäsche durch Bowie zur Veröffentlichung freigegeben – das Junkie-Kartell spielte, schrie und kotzte sich auf RAW POWER brillant die masochistisch-narzißtische Seele frei. Die von Unruhen geprägten, späten sechziger Jahre erhielten mit „Search & Destroy“ die passende Dornenkrone aufgesetzt, das wuchtige Stakkato-Schlußlicht „Death Trip“ enthüllte den unmäßigen Drogenkonsum der Stooges. Dazwischen liegen nicht nur Highlights wie die amoralisch angehauchte Ballade „Gimme Danger“, das relaxte „I Need Somebody“ oder der hypnotische Samenerguß einer „Penetration“, sondern auch die Tatsache, daß Iggy und seine Strohpuppen den Punk um gut eine halbe Dekade vorweggenommen hatten.
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