Ungeil
Vor kurzem verkündete Seine Pop-Majestät, daß die Kunstfigur Prince nicht mehr existiere. Deren Plattenfirma könne sich aber im umfangreichen Archiv des eifrigen Arbeiters bedienen und so weiterhin LPs unter dem Namen Prince veröffentlichen. Er, Hoheit höchstselbst, werde fortan nur noch als Lovesymbol in Erscheinung treten. Und die wirklich neuen Songs, so der Mann mit den vielen Namen, wolle er künftig ausschließlich über sein eigenes Label vertreiben. So enthält COME, eine Warner-Veröffentlichung, denn auch größtenteils bekanntes Material. Viele der Songs gab Prinz Roger Nelson bereits live zum besten oder ließ sie Ende Mai dieses Jahres diversen Radiostationen zukommen. Darunter auch der Titelsong „Come“, der das 14. Album der verschrobenen Eminenz eröffnet: eine schwüle Midtempo-Nummer mit jazzigen Saxophon-Sprengsein, bei der Prince mit seiner imaginären Gespielin genau das treibt, was jeder von Seiner Geilheit erwartet. Textlich bewegt sich Prince in gewohntem Umfeld, im Schlafzimmer eben. Ausnahmen bilden nur die Songs „Papa“ und „Race“, in denen sich der scheue Star mit Kindesmißhandlung und Rassismus auseinandersetzt. Auch musikalisch hat COME wenig Überraschendes zu bieten: bis ins kleinste Detail durchstrukturierte Funk-Nummern mit dem gewohnten Pop-Appeal, stilsicher in Szene gesetzt von kompetenten Musikern und exzellent produziert. Wirklich aufhorchen läßt nur „Loose“, das von fetten Gitarren-Riffs und harten Beats erbarmungslos nach vorn gepeitscht wird. „Let It Go“, die Single-Auskopplung, plätschert hingegen betont radiotauglich vor sich hin. Fazit: In Relation zu dem medienwirksamen Rummel, den Prince um seine Person veranstaltet, eine über weite Strecken banale Platte.
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