Jimi Hendrix – Blues :: Bluesig – Neues aus Hendrix‘ Nachlaß

Das von den Medien kultivierte Image ließ Hendrix stets im „Purple Haze“ psychedelischer Klangzaubereien dahinsegeln: ein Gitarren-Revolutionär, der Kleiderordnung und musikalische Grenzwerte mit buntem Chic und schreienden Feedbacks sprengte. Kult und Kommerz sei Dank, wird er mittlerweile sogar gnadenlos in die „Classic Rock“-Ecke zwischen Hippie- und Hardrock-Legenden wie den Doors oder Led Zeppelin plaziert – ein schwarzer Hecht im weißen Karpfenteich.

Weniger schillernd, dem Musiker Hendrix dafür umso wichtiger, war sein zweites Gesicht: der elektrische Bluesman in der Tradition eines Muddy Waters oder B.B.King. BLUES präsentiert elf Zwölftakter der Jahre 1966 bis 1970, darunter sechs bislang verschollene Aufnahmen und zwei Bootleg-Auszüge. Dem Anspruch eines „neuen Hendrix-Albums“ wird diese Kompilation also weitestgehend gerecht, selbst die bereits veröffentlichten Songs sind mittlerweile schwer aufzutreiben. So die brillante, ländliche Version von „Hear My Train A-Comin“‚, eingespielt mit der akustischen Zwölfsaitigen und einst Bestandteil des Soundtracks HENDRIX: THE ORIGINAL MOTION PICTURE. Weitere Höhepunkte markieren „Red House“ im britischen LP-Mix, „Catfish Blues“, „Voodoo Chile“ sowie ein angejazztes Instrumental namens „Jelly 292“.

In punkto Soundqualität sind altersbedingte Abstriche zu machen, und interpretatorisch hatte Hendrix bestimmt glücklichere Momente. Erhebt man allerdings aktuelle Bluesrocker wie Gary Moore zum Maßstab, verdient BLUES zweifellos die Höchstwertung.