Blues-Lady :: Werkschau der Hippie-Queen
Janis Joplin – Janis (Columbia Legacy 48 845)
Die alte Blues-Weisheit „Nobody Knows You When You’re Down And Out“ hatte Janis Joplin schon früh verinnerlicht. Einmal dem provinziellen Milieu ihrer texanischen Heimat entkommen und von Club-Manager Chet Helms mit der Gruppe Big Brother & The Holding Company zusammengebracht, tat sie alles, um ein Superstar zu werden. Und dann alles, um nie wieder ein Niemand zu sein. Sie avancierte zur heiligen Hure des weißen Blues: ein egozentrisches, paranoides, seiner selbst zutiefst unsicheres Mädchen auf selbstzerstörerischem Trip. Nur wenn sie sang, so ihre Freunde und Biografen einmütig, war sie ganz bei sich selber. Sucht-Opfer und Blues-Legende Bessie Smith läßt grüßen.
Der erste Song des dreieinhalbstündigen Drei-CD-Sets JANIS fragt dann auch rhetorisch „What Good Can Drinkin‘ Do“, der vorletzte trägt als Titel den Ratschlag „Get It While You Can“. Dazwischen findet man praktisch alle wichtigen Aufnahmen der Sängerin: angefangen von den mit Airplane-Gitarrist Jorma Kaukonen aufgenommenen „Typewriter Tapes“ von 1965 und dem Ende 1966 eingespielten Big Brother-Debüt, bis hin zum kompletten KOZMIC BLUES-Album und dem fast kompletten PEARL.
Neben dem beträchtlichen Repertoirewert überzeugt die Überspielqualität: Die goldbedampfte, teure „MasterSound“-Version von PEARL (Columbia Legacy 53 441) ist in der Klangqualität allenfalls gleichwertig, das unlängst ebenfalls komplett wiederveröffentlichte Erstlingswerk BIG BROTHER & THE HOLDING COMPANY (IRS 472881 2) vergleichsweise gar indiskutabel.
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