ZZ Top – Antenna :: Rückbesinnung – ZZ Top frönen wieder dem Sound der frühen Tage
Fast ein Vierteljahrhundert sind die texanischen Rauschebärte in Sachen Blues und Boogie unterwegs. Und ein Ende der erfolgreichen Wegstrecke ist nicht abzusehen. Nach kommerziell äußerst ergiebigen Alben wie ELIMINATOR, AFTERBURNER und RECYCLER gibt’s in diesen Tagen ein neues Werk von ZZ Top. Wobei schon jetzt sicher scheint, daß die drei Amerikaner ihren Ruf als Top-Adresse in der Rock’n’Roll-Landschaft auch mit ANTENNA weiter festigen werden. Und das, obwohl ihre aktuelle LP (nach fast 15jähriger Ehe mit den Warner Brothers die erste bei ihrer neuen Plattenfirma) einen wahrnehmbaren Kurswechsel markiert. So findet die zeitweilige Hinwendung des Trios zu Disco- und Maschinenbeats ein von vielen Fans der ersten Stunde ersehntes, wenn auch nicht vollständiges Ende. Drummer Frank Beard: „Synthesizer und Sequenzer waren eine Versuchung des vergangenen Jahrzehnts. Eine Versuchung, der man kaum widerstehen konnte. Ich würde nicht sagen, daß wir damit nur Unsinn angestellt haben. Entwicklungsfähig ist die Auseinandersetzung mit modernen Hilfsmitteln für uns aber nicht mehr.“
Wenn im Opener von ANTENNA, der Single-Auskopplung „Pincushion“, die Gitarre von Bill Gibbons einen fulminanten Befreiungsschrei ausstößt und Beards Drums tatsächlich nach echtem Schlagzeug klingen, dann wird klar, wohin die Reise führt: zurück zu den Wurzeln. Eine Richtung, die schon vom Cover des Albums angedeutet wird. Mit wenigen Strichen skizzenhaft gestaltet, suggeriert es ZZ Tops Sehnsucht nach dem echtem aber im Aussterben begriffenen Radio-Rock’n’Roll. Nach Musik, wie sie in den fünfziger und sechziger Jahren aus bestimmten amerikanischen Lautsprechern schallte. „Cover Your Rig“, eine Ballade im Geiste von Robert Johnson und Howlin Wolf, greift diesen archaischen Sound auf, verbindet ihn jedoch mit der lange gereiften Musikalität einer Band, die im Laufe der Zeit immer enger zusammengewachsen ist. Will heißen: ZZ-Tops Sendemast strahlt mehr aus als nur Signale der Rückbesinnung. Frank Beard: “ Wir können und wollen natürlich nicht alles leugnen, was in den vergangenen zehn Jahren mit der Band geschehen ist.“
Was man denn auch hört. Zeitweise verknüpft ANTENNA den ruppigen Sound früher ZZ-Top-Tage mit den technologischen Tricks von ELIMINATOR — lärmende Gitarren treffen auf disziplinierte, tanzbare Rhythmen. Dennoch klingt das Resultat ausgesprochen bodenständig. Bassist Dusty Hill: „Uns ist klargeworden, daß Gitarren und Verstärker im Grunde ausreichen, um Rock’n’Roll zu machen.“ Bewußt schlicht auch die Texte. Wieder mal dreht sich alles um schnieke Girls und schnelle Autos auf dem „Pacific Coast Highway“.
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