Al Green :: Don’t Look Back
In den 80er Jahren verehrte AI Green den himmlischen Vater mehr als alles andere. Nur Annie Lennox konnte ihn aus der Kirche locken, um das weltliche Pop-Duett „Put A Little Love In Your Heart“ entstehen zu lassen. Gott sei Dank hat der Altmeister des Memphis-Soul aber jetzt Gebetbuch und Gospelbrevier beiseite gelegt. Mehr noch. Green blickt — dem Albumtitel zum Trotz — auf alte Tugenden zurück.
Als hätte der Zahn der Zeit überhaupt nicht an ihm genagt, singt er dreizehn potentielle Hits, die eigenen Klassikern wie „Tired Of Being Alone“ oder „Let’s Stay Together“ um nichts nachstehen. Purer Seelenbalsam, der selbst an grauen Herbsttagen die Sonne scheinen läßt. Bestandteile der musikalischen Wundermedizin sind satte Bläser, himmlische Frauenchöre, deftige Drums und perlende Gitarrenakkorde.
Greens fesselnd emotionaler Gesang und das von Andy Cox und David Steele (Fine Young Cannibals) dezent eingestreute, rhythmische Spiel mit der Dance-Moderne verleihen dem an sich altbekannten Sound stets eine Frische Note — am deutlichsten wahrnehmbar in den HipHop-Derivaten „Waiting On You“ und „Give It Everything“. Eine Ballade wie „You Are My Everything“ hingegen ist eindeutig der Old School des Soul zuzuordnen.
Ob nun aber traditionell oder eher modern: DON’T LOOK BACK dürfte Green-Schüler wie Roland Gift, Terence Trent D’Arby oder den Blow Monkey Dr. Robert in Ehrfurcht erstarren lassen. Denn der Meister gibt auf seinem neuen Werk eine unvergeßliche Unterrichtsstunde. Nachhilfe für all jene, die sich schon am Ziel glaubten.
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