Blutvoll :: Type O Negative Bloody Kisses (INT 876.2011

Band-Boss Pete Steele, ein gar nicht so stahlharter Bursche, gilt als lebende Legende der New Yorker Hardcore-Szene — und gleichzeitig als eine der umstrittensten Figuren auf dem immer größer werdenden Gebiet der Heavy Music. Mit seiner Band Camivore schuf er vergleichsweise früh in Metal und Punk gemalte, bedrückende Bilder einer postapokalyptischen Gesellschaft. Sein jünstes Projekt, Type O Negative, ist dagegen schon eher so etwas wie ein Spiegel der eigenen Psyche.

Auf SLOW, DEEP & HARD, dem Vorläufer von BLOODY KISSES, regierte der blanke, in politischer Hinsicht teils mißverständliche Haß. Was dazu führte, daß Type O Negative mancherorts zum Reizthema avancierten. Nicht weniger kompliziert, dafür aber nicht ganz so brisant, auch das Thema von Steels jüngstem Werk: seine persönliche Haltung gegenüber dem weiblichen Geschlecht.

In bemerkenswert geglückten Texten gibt Steele den Blick auf seine Seele frei, erzählt von Einsamkeit und Melancholie, Sehnsucht und Frustration. Dabei gelingt ihm das Kunststück, derlei Dunkelsinn auf eine faszinierende musikalische Ebene zu hieven. In Type O Negatives klanglichem Kosmos trifft der Zuhörer auf Metallisches im Danzig-Stil, auf atmosphärische Dichte ä la Bauhaus und letztlich sogar auf eine Melodienvielfalt, die selbst großen Pop-Bands zur Ehre gereichen würde. Eine Kombination, die selbst bei großzügiger Auslegung des Begriffs „Metal“ die Grenzen des Genres zu sprengen droht. Eine Mischung aber auch, die einmalig ist, verstörend und intensiv.