Gabrielle Goodman :: Schwarze Messe

Bei ihrem Debüt in Sachen Jazz wollte sie auf Nummer Sicher gehen: ausgefeilte Arrangements, vorab einstudierte Gesangssoli. Dabei hatte Gabrielle Goodman aus Baltimore wenig zu befürchten, noch gut zehn Jahren im Gospelchor, als Popsöngerin und einer klassischen Ausbildung. Nicht zu vergessen ihre zahllosen Jazzclub-Auftritte mit Gary Thomas. Der Tenorsaxer war auch prompt im Studio dabei, als Gabrielle ihr starres Konzept letztendlich kippte. Eine derartige Zwangsjacke hätte auch schlecht gepaßt zu Musikern wie Mike Cain (p), Anthony Cox (b) und Kevin Eubanks (g).

So ist aus TRAVELIN‘ LIGHT also doch noch ein aufregend unkonventionelles Jazzalbum geworden: Gabrielle geht mit Standards fast so virtuos um wie Stimmwunder Rachelle Ferrell, beweist dabei aber genügend Respekt, um nicht gleich ins Exzentrische abzuheben. Ob Billie Holidays „Don’t Explain“ oder ein Gershwin-Song: Gabrielle bürgt für einen tiefschwarzen, sich aus Gospel und R&B nährenden Aretha-Touch. Da scheint es nur konsequent, wenn sie sich auch an eine deftige Funk-Version von Bill Withers „Use Me“ wagt. Einzig die für ihren Liebsten komponierte Popschnulze .Manila“ ist so belanglos wie der Latin-Song „Never Too Late“. Aber selbst hier sorgen die Soli für einigen Biß.