U2 Zooropa
Wem bereits die munteren Dancefloor-Beats auf ACHTUNG BABY zu gewagt schienen, der wird eine Weile brauchen, um ZOOROPA zu verdauen. Alle anderen, denen das gitorrenlastige Pathos der Megastars aus Dublin schon immer auf die Nerven ging, können aufatmen: U2 haben kräftig ausgemistet. The Edge hat seine effektüberladenen Gitarren zurückgenommen und sich statt dessen als Co-Produzent neben Brian Eno und Flood am Mischpult ausgetobt.
Frei nach dem Motto „Erlaubt ist, was gefällt“, macht sich die Band diesmal über die LSD-Sounds der 60er, den Glam-Rock der 70er, über Disco, Dancefloor und Country her — dreist, aber gut. Doch der Gemischtwarenladen läuft nur, weil hinter der bunten Fassade starke Songs stecken. So könnte .Baby Face“ glatt als Hommage an T. Rex durchgehen. In „Some Days Are Better Than Others“ dagegen klingen Bono & Co. wie die Beatles im psychedelischen Hoch. »First“ brilliert als brüchige Ballade, und im „Wanderer“ lassen die Iren ihren ältlichen US-Kollegen Johnny Cash zu einem Country-Song mit elektronischem Tanz-Beat nölen.
U2s Message ist diesmal simpel: Folgt uns, wir wissen auch nicht, wo’s langgeht — aber gerne doch! Denn mit der einst so biederen Bruderschaft im gestreckten Galopp durch die Pop-Geschichte zu reiten, macht schlicht und ergreifend eine Menge Spaß.
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