Depeche Mode :: Songs Of Faith And Devotion

Es gibt kaum Geräusche, die fieser klingen als ein Zahnarztbohrer. Mit einem von ihnen beginnt diese Platte — im Intro zu «I Feel You“, einem Liebeslied, das wirkt wie eine Kriegserklärung. Depeche Mode haben noch nie Laune-Soundtracks für den Cassettenrecorder im Auto fabriziert (okay, Leichenwagen ausgenommen). Alles beim alten also? Jein. Niemand hätte von dieser Band liebliche irische Flötentöne erwartet („Judas“), auch kein echtes Streichorchester („One Caress“), und sonore Gospelchöre („Condemnation“) schon gar nicht. Um Rockriffs haben sie ihre Songs auch früher schon gebaut, diesmal wimmelt es geradezu von Gitarren — was Scratching, Drum-Loops oder glasigkalte Samples nicht ausschließt. Auch die stilistische Bandbreite ist gewachsen: „Walking In My Shoes“ könnte von Massive Attack übernommen werden, „I Feel You“ klingt wie INXS, bloß abgründiger, und „Get Right With Me“ ist eine neue Station der Magical Mystery Tour. Aber Depeche Mode kopieren nicht, jeder Takt hat die Handschrift von Songwriter Martin Gore, und es ist wieder erstaunlich, wie pakkend Dave Gahan Gores Geschichten gesanglich verkörpern kann. Depeche Mode sind die alten geblieben und haben doch dazugelernt. Eine überzeugende Rückkehr.