Suzanne Vega – 99.9 F

Noch eine verträumte Frauen-Platte, eindringlich, aber lull? Suzanne Vega macht nicht den Fehler, den ihre Kolleginnen Tracy Chapman und Tanita Tikaram mit dem dritten Album gemacht haben — sie setzt auf Veränderung statt auf hilflose Versuche, einstige Erfolgsrezepte zu kopieren. Fieber erzeugt Vega zwar noch immer nicht, aber dem Titel (99,9 Fahrenheit entspricht 37,7 Grad Celsius) gemäß sorgt sie zumindest für erhöhte Körpertemperatur. Suzanne scheint von den diversen Dance-Remixes ihres .Tom’s Diner“ schwer beeindruckt worden zu sein. Klar, daß ein Feingeist wie Vega auch auf diesem Album nicht auf die Kraft der leisen Töne kann und darf, schließlich sind schwermütige Balladen auf bilterzartem Natur-Arrangement eine ihrer ganz großen Stärken. Daß sich Suzanne nicht aHein darauf verläßt, spricht für ihren ungebrochenen Willen, sich nicht in eine Klischee-Ecke abdrängen zu lassen. Mit Erfolg: Subtil aber zwingend schleichen sich die (zum Teil schon tanzbaren) Grooves einiger neuen Songs vom Ohr unmittelbar in die Sensomotorik: Der Taktfuß wippt, manchmal swingl gar der Sessel ein wenig mit. Unterstützt wurde sie dabei zwar nicht — wie in US-Medien voreilig vermeldet — von den Techno-Trashern Nine Inch Nails, dennoch zeigte Vega bei der Auswahl ihrer Musiker (Los Lobos-Gitarrist David Hidalgo, Gabriel-Drummer Jerry Morotta und Produzent/Keyboarder Mitchell Froom) ein goldenes Händchen: Sie setzen atmosphärisch hautnah Suzannes musikgewordenen Visionen um. Eines der feinsten Alben des Jahres.