U2 – Achtung Baby
Das Leben einer Mega-Band ist, man weiß es spätestens, seit Meister Bono ausgiebig und sehr öffentlich darüber klagte, ein schweres. Es bedarf schon einiger Anstrengung, um nicht im Dunstkreis schwerer Limousinen, willfährig schulterklopfender Höflinge etc. die Bodenständigkeit und den Kontakt zum musikalischen Zeitgeschehen zu verlieren. Im Falle von Ü2 führte dieses Bemühen bekanntlich nach Berlin und zum Erwerb einiger Trabbis, aber auch, wie sich beim Hören von ACHTUNG BABY herausstellt, zu musikalischen Neuerungen:
Der Opener ,Zoo Station* weist bereits die Richtung — da gibt es einen trägen, scheppernden Drum-Groove, der von diversen britischen Doncefloor-Trends von Rave bis Soul II Soul geprägt ist, eine schwere, pumpende Basslinie und eine deutlich von Spät-Sechziger-Psychedelik inspirierte Melodieführung. Das Arrangement ist gerade noch durch die typische Gitorrenarbeit Marke The Edge als U2-Produkt zu erkennen. Vor allem ober: Bonos Stimme, ohnehin durch einen Vokoder verfremdet, wird bewußt im Mix vergraben.
Diesem Bouprinzip folgen mehr oder minder fast alle Mid- oder Uptempo-Tracks des neuen Albums, mal mehr Psychedelik-orientiert (wie ausgerechnet die Single ,The Fly“), mal besonders tanzfreundlich (wie im potentiellen Rockdiskotheken-Renner .Ultra Violet“). Lediglich in den verhalteneren, balladeskeren Nummern scheint gelegentlich noch das bekannte Bono-Pathos durch — und auch nur do. Ansonsten sind U2 deutlich auf Kurs in die Zukunft. Go, Trabbi, Go!
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