Westernhagen – Live

Live-Alben sind meistens nur Zweitverwertung bewährten Materials. Nur selten geben sie Atmosphäre und Dramaturgie eines Konzerts ungeschmälert wieder. Westernhagens Doppelschlag mit 18 Titeln und gut 85 Minuten Laufzeit trifft hingegen voll ins Schwarze. Der gebürtige Düsseldorfer mit Wohnsitz Hamburg bedient sich dabei eines ebenso einfachen wie wirkungsvollen Kunstgriffes: Statt die besten Einzel-Performances einer lotigen Tournee zu sammeln, setzte er auf die organische Entwicklung eines ganz bestimmten Abends – Dortmund, Westfalenhalle. Zudem verzichtete er auf die übliche Nachbesserung im Studio, und die brauchte er auch nicht. Denn die Band spielt präzise wie ein Uhrwerk, und lieber nimmt man einen kleinen Parzer in Kauf, wenn dafür das Feeling rüberkommt. Und diese Rechnung geht auf: Vom forschen Opener „Fertig“ bis zur Zugabe „Johnny W.“ kann man hier noch einmal die pakkende Westernhagen-Show mit- und nacherleben. Und das Publikum – sonst nur eingeblendete Staffage – agiert als zehntes Bondmitglied: 20.000 Stimmen der imposanten Westernhagen-Chöre singen beliebte Refrains wie „Dicke“ oder „Pfefferminz“. Und nicht zuletzt deshalb ist LIVE so, wie Rock ’n‘ Roll sein muß – ein Ereignis.