World Party :: Köln, Filmdancing

„This is like playing in Las Vegas!“ Karl Wallinger blinzelt etwas spöttisch in die Runde und steigt furios in eine gute Stunde World Party on stage ein: „Private Revolution“ singt er gleich zu Anfang, und ohne Zweifel entfaltet sich der eigenartige Reiz von Wallingers Song bestens in dezenter Club-Atmosphäre. Da kann er sich nah ans Publikum pirschen, ohne lächerlieh zu wirken. Er kann ohne große Stadionposen und ganz unpathetisch an seinen guten Stücken herumschrauben und die Ergebnisse seiner Live-Experimente präsentieren – unkonventionell, unprätentiös, spontan und frisch. Im Club also sollte man Karl Wallinger und seine fünfköpfige Band goutieren.

Doch das „Filmdancing“, in das ihn seine Plattenfirma verfrachtet hatte, war ein echter Stimmungskiller: plüschbeladen, betischt und bestuhlt und mehr Provinzbordell als Konzerthalle. So spielte World Party verzweifelt, aber letztlich chancenlos gegen die Dunkelheit und 40 rote Tischlämpchen an. Doch mit der Zeit gelang es Karl Wallinger und seinen Musikern mehr und mehr, das Publikum zu ignorieren. Da standen sechs Musiker auf der Bühne und spielten, kommunizierten, arbeiteten wie im Proberaum. Karl Wallinger und seine Band feierten ihre ganz persönliche Party.

Sie zelebrierten eine Mischung aus Songs vom ersten Album PRIVATE REVOLUTION und vom aktuellen Werk GOODBYE JUMBO. Die „wandelnde Beatles-Jukebox“ Karl Wallinger (O-Ton Sinead O’Connor) verkniff sich zwar die Coverversionen seiner Lieblinge. Doch auch so schleppte er noch genug Fab-Four-Feeling mit, daß allen Nostalgikern Tränen in die Augen stiegen. Mit verhaltener Light-Show, exzellentem Sound und angedeutetem Hippie-Outfit – inklusive verzücktem Dauerlächeln – tauchte Wallinger in seine Welt aus Musik, Sonnenblumen und World Party. Versonnen und versunken ließ er Songs und Grooves pluckern, spielte ein bißchen an Knöpfen und Schaltern von Gitarre und Keyboard, sang in sich hinein und hatte sein ganz persönliches Vergnügen. Erst zum Ende der Zugabe tauchte er wieder auf, bemerkte das Publikum und verabschiedete sich höflich, aber etwas irritiert. Bye, bye. Las Vegas.