Keith Jarrett – Paris Concert

Anderthalb Jahrzehnte nach den glorreichen Solopiano-Exkursionen in Bremen-Lausanne, nach dem schlichteren KÖLN CONCERT und den wenig hinzufügenden DARK INTERVALS wird nun eine neue Variante von „Nur ein Mann und ein Flügel“ veröffentlicht. Der Berg kreißt – und gebiert ein Mäuslein. Ein ansehnliches allerdings, ganz unbestreitbar. Aber wenn der längst auch als klassischer Pianist aktive Keith Jarrett nun die schönsten harmonischen Formeln des Barock erimprovisiert, dann ist das beim besten Willen nicht mehr als nett. Wenn er dann unvermittelt ins meditative Ausloten eines Oktavsprungs übergeht, dann erinnert das lautmalerische Pathos bis zum Abwinken an inspiriertere Zeiten. Der Balladenschmelz von „The Wind“: Seelenbalsam – wie schön. Die Boogie-Trance zum Ausklang: so what? Jarrett will vorführen, um wieviel subtiler sein Pianospiel geworden ist – und beweist doch nur, wie wichtig seine Solo-Konzerte einst waren.