Concrete Blonde – Bloodletting

Dies ist eine Liebeserklärung! Denn Bloodletting (zu deutsch: Aderlaß) hat alles, was das (Kritiker-)Herz höher schlagen läßt: Stil, Stimmung, Substanz. Das kalifornische Quartett – vor sieben Jahren noch als Dream 5 gegründet – hat nach dem bereits beachtlichen, aber leider viel zu wenig beachteten Zweitwerk FREE (1989) nun zu großer Form gefunden. Im Zentrum des musikalischen Geschehens steht die Sängerin/Autorin Johnette Napolitano, deren bedrohlicher Vortrag durch ein Gefühlsgemisch aus Trauer, Zorn und Sehnsucht angetrieben wird. Ob trotziges Wehgeschrei, zärtliche Beschwörung oder delirierendes Gestammel – diese Kassandra nutzt die wenigen Mittel ihrer herben Stimme auf eindrucksvolle Weise. Und die Band – namentlich Jim Mankey (g), Alan Blooh (b) und Harry Rushakoff (dr) – rahmt die unheilverheißende Poesie der Frontfrau mit atmosphärischen Klängen. Punk-Unruhe, Rock-Power und Folk-Einfachheit verbinden sich zu einem ureigenen, sehr persönlichen Sound. Die spannende Dramaturgie dieser, von der Band selbst produzierten LP garantiert ein ungetrübtes Hörerlebnis – aufrüttelnd („Bloodletting“), beängstigend („The Sky Is A Poisonous Garden“) und versöhnlich („Tomorrow, Wendy“). BLOODLETTING ist kein Aderlaß, sondern eine Transfusion.