Billy Idol – Charmed Life

Auf den wirklich allerletzten Drücker hat das Großmaul nun seinen vierten Solo-Streich in den Griff bekommen und elf beachtliche Songs vollendet. Musikalische Identitätskrise hin, geknicktes Selbstbewußtsein her – fest steht jedenfalls, daß der sich bisweilen selbstherrlich gebärdende Rock-Troubadour des Post-Stones-Zeitalters nach dem Abschied seines Gitarristen Steve Stevens wahre Höllenqualen gelitten haben muß. Anders läßt sich die 40 Monate lange Sendepause wohl nicht erklären. Doch der Meister hat sich wieder gefangen und in Charlie Sextons Ex-Gitarrero Mark Younger Smith einen überaus potenten neuen Partner gefunden. Eher reif als rebellisch vereint Billy seine zwei Wesenszüge – Trotz (REBEL YELL) und Trance (WHIPLASH SMILE) – unter der Haube seine markanten Gesangs. Bis auf die drei heavy intonierten Rocker „Pumping On Steel“, „Right Way“ und „Trouble With The Sweet Stuff“ besticht das erneut von Keith Forsey produzierte Album vor allem durch seine phantastische Balance der Instrumente und die dezent perlenden Arrangements, die erst beim zweiten Hören ihr reiches Aroma entfalten – bestes Beispiel: der Doors-Klassiker „L.A.Woman“. Der potentielle Hit heißt „Cradle Of Love“ und ist die einzige Reminiszenz an selige „Hot In The City“-Zeiten (1982).(Veröffentlichung: 23. 4. 1990)