Whitesnake – Slip Of The Tongue
Auch Männer im reiferen Alter verspüren gelegentlich jugendliche Gefühle, die in Musik umgemünzt, ganz erstaunliche Ergebnisse zeitigen. Zu deutsch: Schlangenbändiger David Coverdale, bei weitem nicht so domestiziert und amerikanisiert wie nach dem 1987-Streich befürchtet, erinnert sich lautstark an seine Sturm- und Drang-Zeit. Daß in dem Zusammenhang die obligatorischen Led Zep-Eindrücke nicht fehlen dürfen, ist längst Allgemeingut. Weniger geläufig dagegen die Tendenz, jetzt jenseits des großen Teichs ansässig wieder europäische Breiten seinem bluesgrundierten Heavy Rock einzuverleiben. Das mag vor allem an Hollands Gitarren-Export Adrian Vandenberg liegen, der bei neun von insgesamt zehn Songs als Co-Autor des Sängers zeichnet und so die nötige Tiefe ins Material bringt. Interessant zudem, wie sich Ex-David Lee Roth-Axeman Steve Vai, sonst eher Spezialist fürs Exzentrische, harmonisch und förderlich in den weitgesteckten Rahmen fügt, ahne auch nur einmal in einem Solo zu murren. Biegsam, geschmeidig unter rauher Schale exerzieren Whitesnake ihr Verständnis von zeitgemäßem Rock. Darunter der todsichere Hit „Now You’re Gone“, eine Ballade, an der selbst der Weihnachtsmann nicht vorbeikommt.
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