Michelle Shocked – Captain Swing
Ihr lauschiges Plätzchen am texanischen Lagerfeuer hat sie längst aufgegeben – doch schon als Michelle Shocked auf ihrem letzten Album SHORT, SHARP, SHOCKED die Weite des amerikanischen Südwestens beschwor, vermittelte sie tatsächlich ein Gefühl für diese Gegend. Orte und Zeiten durch die Musik aufleben zu lassen, das gelingt ihr auch auf CAPTAIN SWING – ob sie nun dem Botschafter von der Straßenecke auf der Spur ist oder Gott schlicht für einen Mann aus dem Grundstücksgeschäft hält. In seiner Vielfalt und Fülle geht dieses Album fast noch weiter als der Vorgänger, und die Souveränität, Leichtigkeit und Autorität, mit der Michelle Shocked diesen gewiß nicht einfachen Parcours meistert, läßt als Vergleich eigentlich nur noch K. D. Lang zu. Dem Plattenhtitel durchaus angemessen, setzt sie allerdings andere musikalische Akzente. Ihre Kapitänsmütze paßt auf lockeren R&B-Shuffle und üppigen Slow-Blues, auf Western Swing mit Disney-Flair und archaische Slide-Exkurse, auf ausgelassenen Dixie-Traditionalismus und nervöse, freie Jazz-Passagen. Schön, daß sie sich vom Lagerfeuer hat weglocken lassen.
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