David Byrne – Rei Momo (WEAI

Ein ganz großer Wurf gelingt David Byrne schon gleich mit dem Anfangstitel „Independence Day“, in dem er sozusagen den Ausgangspunkt der musikalischen Urlaubstour skizziert: Eine farbenprächtige Unabhängigkeitsparade im Schmelztiegel New York kitzelt mit ausgelassener Straßenmusik und wilden Tänzern die Reiselust. Eine fröhliche, tanzende Parade aus Samba und Salsa-Klängen führt Byrne mit seiner 14köpfigen Begleitband auch auf den weiteren Stücken dieses Albums vor. Jede Menge pluckernder, pulsierender Perkussion, perlende pure Gitarrenläufe, wiegende Rhythmen und saftige Bläsersätze fügen sich erstaunlich stimmig zu einem mit Liebe entworfenen Portrait südamerikanischer Musik zusammen, in das sich Byrne nicht als blasierter Ethno-Tourist, sondern als erstaunlich sensibler Austauschschüler einfügt.

Daß er sich nicht auf die vertrauten Samba- oder Bossanova-Elemente beschränkt, die auch der durchschnittliche europäische Musiktourist kennt, ist ein zusätzlicher Pluspunkt: Mal zitiert er karibischen Zouk-Rhythmus, mal Calypso; mal steuern Streicher eine kapriziöse kreolische Mazurka bei, mal stoßen die Bläser im soultriefenden Mambo-Mango-Stil von Mongo Santamaria ins Horn. So liefert der schlaksige Feingeist aus dem Big Apple zusammen mit Latino-Musikern aus den Bands von Ruben Blades, Celia Cruz, Tito Puente und Wilfredo Vargos genau das richtige Musikfutter für den grauen mitteleuropäischen Winter: sonnige, lockere Songs, die zunächst zwar exotisch wirken, auf Dauer aber vermutlich mehr verführerische Feinheiten entfalten als die letzten zwei, drei Platten der Talking Heads.