Boo Hewerdine and Darde Smith – Evidence
Diese Platte gehört zu jener seltenen Sorte von Überraschungssiegern, mit deren sanfter Kraft zunächst einmal niemand rechnet. Ihr Charme läßt sich nicht so leicht in den Griff bekommen, und gerade deshalb entfalten sie auf lange Sicht eine besonders intensive Wirkung. Die beiden Texaner mit den Zungenbrecher-Namen bewegen sich vorwiegend im Genre des dezenten Folkrocks und erinnern deswegen auf den ersten Blick ein wenig an Simon & Garfunkel, vor allem wenn sie eine sentimentale Ballade wie „The First Chili Ot Winter“, ein Highlight dieses Albums, mit Inbrunst singen. Doch sie wagen sich auch an eine rollende Rocknummer wie „These Chains“, auf die auch Elton John stolz sein könnte. Und die Songs der beiden prägen sich gerade deshalb ein, weil sie auf oberflächliche Effekte verzichten und dabei immer ein wenig nostalgisch klingen. Die Produktion unterstreicht diesen Eindruck: Die Stimmen und die Instrumente wurden relativ rauh und workshopmäßig abgemischt. Keine Studioglätte, keine abgeschliffenen Soundkanten: Diese Platte lebt und atmet; Boo und Darden wirken echt und authentisch. Deshalb gehört dieses Album zu jener seltenen Sorte von Platten, die zunächst ganz unspektakulär klingen, aber in zehn oder 20 Jahren als Meilensteine gellen werden. Für eine solche Ausnahmeerscheinung kann’s nur die Höchstnote geben.
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