Nina Hagen :: Nina Hagen

Sollen wir von einem Comeback sprechen? Sollen wir uns mit spitzer Feder über die Verrücktheiten der Hagen mokieren, über ihre ebenso waghalsigen wie ziellosen LP-Experimente, über das Schindluder, das sie mit ihrer Karriere getrieben hat? Nein! Einigen wir uns lieber darauf, daß Nina die Große, die Stimmgewaltige, dank Produzent Zeus B. Held endlich wieder ihre vokalen Trümpfe ausspielt, daß sie singt anstatt herumzukaspern, daß sie röhrt, bis uns die Freudentränen in die Augen steigen. Dieses Album hat Schmiß, Wucht und Power und knüpft endlich an die Hagen-Klassiker NINA HAGEN BAND und UNBEHAGEN an.

Hier tönt’s metallisch („Super Freak Family“) bis martialisch; hier gibt s „pornographische“ Baßlinien in erotischen Liebesliedern („Love Heart Attack“), hier entfaltet sich inmitten eines geradeaus marschierenden Rock’n Rolls ein wüster Geräuschekosmos („Viva Las Vegas“). Wuchtige Metal-Gitarren tummeln sich im indisch anmutenden Tonambiente („Live on Mars“), ein kurz eingeblendetes Hendrix-Zitat würzt den Heuler „Move Over“ von Janis Joplin. Nina präsentiert sich in Bestform vom hysterischen Kiekser bis zum brachialen Urschrei, vom hochgestimmten Tremolo bis zum resoluten Sangeshandwerk. Lemmy (ja, der von Motörhead) und Lene Lovich stehen ihr im schrill überdrehten Boogie „Where’s The Party“ zur Seite. Dazu gibt’s Berliner Schnauze, Komödiantisches von Ziehvater Wolf Biermann („Michail, Michail“) und ein Schubert-Lied („Ave Maria“) zwischen Heavy Metal und Hawaii, einigen wir uns darauf: volle Punktzahl für das Team Hagen/Held.