Miles Davis :: The CBS Years 1955 – 1985

Fast drei Dutzend Titel von rund 30 LPs aus drei Jahrzehnten – eine Hommage an den „Superstar“ unter den lebenden Jazzern, die sich hören lassen kann. Sonst haben ja Cassettten mit fünf LPs oft den Nachteil, daß man sie gar nicht erst aus dem Regal holen mag, weil sie einen schlicht überfordern. Dem wurde hier clever vorgebaut: Jede Platte hat ein anderes „Motto“, zeigt einen „anderen“ Miles Davis:

BLUES: Titel von sieben LPs, wobei der Schwerpunkt gegen Ende der 50er Jahre liegt. Ein faszinierend geheimnisvoller Einstieg mit „Generique“ vom Album JAZZ TRACK (anno 1959, mittlerweile vergriffen – wie so manche Aufnahme auf diesen LPs). Schon hier ein weites stilistisches Spektrum vom Hard Bop bis zu Modalem und großorchestralen Gil Evans-Arrangements.

STANDARDS: Klassiker von „My Funny Valentine“ bis „Love For Sole“ in ebenso ausführlichen wie eigenwilligen Versionen aus den Jahren 1956-64. Hier kann man nun wirklich mit der Auswahl hadern – wie auch bei den…

ORIGINALS: Der Komponist Miles Davis ist nur auf der B-Seite überzeugend vertreten – u.a. mit seinem wichtigsten Titel „So What“. Was fehlt, sind hochrangige Kompositionen wie „Solar“ oder „E.S.P.“, der „elektronische“ Miles kommt ja auf einer eigenen LP zum Zuge.

MOODS: Diese Abteilung ist stark geprägt vom Komponisten und Saxer Wayne Shorter mit seinen auch nach 20 Jahren noch modern klingenden Reihungen raffinierter Sus 4-Akkorde. Die „stimmungsvolle“ LP (natürlich incl. einem Titel von SKETCHES OF SPAIN) endet mit „It’s About Time“, mit der Gitarre von John McLaughlin und drei (!) Pianisten – ein Vorgeschmack auf…

ELECTRIC: Miles Davis, rhythmisch komplex, tonal, aber sehr frei improvisierend – der „Fusion-Miles“, zunächst der frühen 70er – und dann der 80er (wobei mit 1985 der Schlußstrich noch vor TUTU gezogen wird). Besonders aufregend: Das (gekürzte) „Sivad“ von LIVE-EVIL (1970) und 14 Minuten „Bitches Brew“. Leider nix vom Live-Doppelalbum WE WANT MILES! Insgesamt ein sensationelles Jazz- Kompendium. Einzige Einschränkung: Der 4 CD-Set verzichtet unverständlicherweise auf die thematische Gliederung der LPs.