Leo Kottke – My Father´s Face
Mit seinen letzten beiden Alben hatte Kottke demonstriert, daß aus dem einstigen Geschwindigkeitsakrobaten unter den Folk-Pickern der wohl ausdrucksstärkste Gitarrist jenseits von Jazz und E-Musik geworden war. Den erreichten Standard zu halten war einen schwierige Aufgabe. Aber es gelang. MY FATHER’S FACE ist schlichtweg exquisit. Es bleiben die Unterschiede zu den Vorgängern zu notieren. Zum einen singt Kottke wieder, auf drei Stücken. Die Neufassung von „Everybody Lies“ mit Jerry Douglas, dem besten Dobrospieler der Welt, ist dem Original (von dem Album BURNT LIPS) um Längen voraus und könnte dem Amerikaner lang ersehntes Airplay einbringen.
Besser noch ist er in einem neuen Metier: als Rezitator des köstlich skurrilen „Jack Gets Up“, einer Art Gedicht, das dem Album den Namen gegeben hat:
„If you look in the mirror, it’s your father’s face/Every morning when you get up and you crawl out of bed.“
Unterschied Nummer zwei: Produzent ist nicht mehr Buell Neidlinger, der vor allem A SHOUT TOWARD NOON eine sehr intime Atmosphäre gegeben hatte, sondern T-Bone Burnett. Dank ihm haben einige Stücke, besonders „Back In Buffalo“, eine andere, eine neue Qualität: einen Sinn für das Drama.
Die insgesamt sieben Instrumentals hingegen zeigen, warum Kottke so weit aus der Masse herausragt: Seine technische Perfektion an der Gitarre steht ganz im Dienst der gefühlvollen Nuance, des Gespürs für den richtigen Akzent.
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