Joe Jackson – Blaze Of Glory :: Pop fürs Hirn

Endlich – er kann’s noch! Noch einem so bleischweren Kunst-Versuch wie dem Orchester-Streich WILL POWER, dem Nebenbei-Soundtrack TUCKER und einem retrospektiven Live-Doppel schwingt sich Joe Jackson mit seinem neuen Werk zu gewohnter Höhe auf. Man merkt ihm in jeder Note den eisernen Willen an, nur ja keinen Leerlauf, keine Banalitäten und etwa „simple“ Popsongs zu präsentieren – Kreativität auch um den Preis, daß man die Mühe des Kreativen spürt. Vorsichtig tasten sich die ersten Töne von „Tomorrow’s World“ in die Gehörgange, bevor Jacksons Band mit Bravour und Akkuratesse losfetzt: Jacksons Gesangsports mit Joy Askew und seinem alten Mitstreiter Graham Moby steigern sich von sanftem Hauchen bis zu ekstatischen Chören – ein furioser Start! Aber kein Programm, denn BLAZE OF GLORY brilliert vor allem mit Vielseitigkeit, ein „Greatest Hits“-Album mit neuen Songs. Nahezu alle Stilfacetten von Jacksons Musik sind vertreten. Von frühen „Look Sharp „-Rock-Sprengseln über eingestreute Jazz-Possagen bis hin zu fast Dylan-esken Folk-Exkursen im grandiosen Titelsong „Blaze Of Glory“ reicht die bunte Skala. Seine Songs vermeiden dabei jegliches Klischee: Fast scheint er sich mit überraschenden Breaks und mitunter nur sekundenkurzen, überraschenden Einschöben um eingängige Refrains und Phrasen drücken zu wollen. Umso schöner, wenn doch mal („Me And You Against The World“) das schlichte Pop-Feeling mit ihm durchgeht. Nichts wird ausgelassen: „The I Can Do“ schluchzt balladesk mit singendem Baß-Solo und ein ironischer Groove-Versuch („Discipline“) versöhnt einen Wolgaschiffer-Chor mit Dance-Floor-Elektronik. Dank langjähriger Weggefährten wie Vinnie Zummo (g), Gary Burke (dr) und Tony Aiello (sax) haben alle Kompositionen trotz großer Stilvielfalt Band-Feeling: Allein das ist schon einmalig. BLAZE OF GLORY ist Joe Jacksons ambitioniertestes Album, denn es stellt den ganzen Musiker Jackson dar, ohne kalkulierte Beschränkungen, mit denen er früher seine Fans irritierte. Anspruchsvolle, intellektuelle Popmusik, die nicht immer den direkten Weg zum Herzen findet. Aber einmal angelangt, dauert die Freundschaft lange…