U2 – Rattle & Hum :: Doppel-Paket
17 Songs auf vier schwarzen Platten-Seiten sind eine Menge Holz für hungrige U2-Fans, auch wenn sieben Tracks davon bekannt sind und auf der letzten US-Tour live mitgeschnitten wurden: kantige, schnelle Versionen von Lennon/McCartneys „Heiter Skelter“ z.B., Dylans „All Along The Watchtower“ oder das Hendrix-lntro „Star Spangled Banner“ als Opener für „Bullet The Blue Sky“. Der U2-Hit „I Still Haven’t Found What l’m Looking For“ wird in der Live-Fassung gleich durch einen ganzen Gospel-Chor (die New York Voices Of Freedom) in den siebten Himmel gehoben. Neben den Mitschnitten von „Pride“ und Bonos Anti-Apartheid-Beitrag „Silver And Gold“ fällt besonders „Freedom For My People“ aus dem Rahmen; 38 Sekunden lang kommen mit Sterling Magee (g/v) und Adam Gusso (harmonico/v) zwei New Yorker Straßenmusikanten überraschend zu Platten-Ehren. Offenbar an einer Straßenecke mit einem billigen Walkman aufgenommen, verkünden die beiden die U2-Botschaft — den Schrei nach Freiheit für jedermann — so authentisch, daß die Superstars diese Einlage von der Straße auf ihrem neuen Werk nicht missen wollten. Dabei zwingt das Potential der neun neuen U2-Songs auf diesem Doppel-Album wirklich zum Staunen. Daß eine Band im Rahmen einer streßigen Welt-Tournee das Zeug hat, in verschiedenen Studios (u.a. das legendäre Sun Studio in Memphis) neue Titel mit Biß und Drive einzuspielen, die wie aus einem Guß klingen, mag die Belastbarkeit und Ausgeglichenheit der Iren andeuten. Wenn auch die erste ausgekoppelte Single „Desire“ starke Assoziationen an „Magic Bus“ von The Who weckt, so reicht das Spektrum vom folk- und gospel-orientierten „Love Rescue Me“ (Bob Dylan zeichnet als Co-Autor und Backing-Sänger) über den Soul-Blues-Reißer „When Love Comes To Town“ (Bono wechselt sich mit B. B. King im Lead-Gesang ab) bis zur melancholischen Ballade „Van Dieman’s Land“, auf der The Edge als Leadsänger eine überraschend gute Figur macht. „Heartland“ featured Brian Eno an den Keyboards, „Hawkmoon 269“ Bob Dylan an der nostalgischen Hammond Orgel, bei „All I Wont Is You“ schließlich drückt Tom Pettys Benmont Tench die Tasten. RATTLE AND HUM ist ein lebhaftes, abwechslungsreiches Doppel-Album, das bei allem Pathos, das man speziell Bono zu Recht nachsagt, ordentlich abgeht und modernen Blues-Rock präsentiert. (CD und MC simultan mit LP, keine Bonus-Tracks) .
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