Annabel Lamp – Justice

Ihr Markenzeichen, die liefe, brüchige Stimme, hat nach nunmehr fünf Longspielplatten nichts von ihrem Reiz verloren. JUSTICE markiert (nach je zwei Alben für A&M und RCA) nun ihren Einstand bei Metronome. Und auch diese Firma wird es schwer haben, die blonde Engländerin zu etablieren. Denn „Bei“ (wie gehabt von Ehemann Wally ßrill im eigenen Studio produziert) bleibt musikalisch kontrovers, bietet stilistisch viele verschiedene Ansätze und ist in ihrer Interpretation mitunter recht extrem, unangepoßt und sicherlich nicht nach dem Geschmack des Durchschnittskonsumenten. Obgleich sie mit Songs wie „The Ghost Of You“ und „It’s A Lovers World“ einer gültigen Popsong-Definition diesmal näher kommt, bringt es Annabel nicht übers Herz, diese anbiedernd ans Volk zu bringen, läßt stattdessen die aufkommende Idylle zerfetzen.

Am anderen, progressiver ausgerichteten Ende der Lamb’schen Gefühlsskala frönt sie auch weiterhin ihren vielen Lieben, der Velvet Underground-Tradition („Under You“), dem Jazz („Rock, Paper, Scissors, Matches“), Weill- und GershwinÄhnlichem („Don’t Fool Me“). Wie gehabt setzt Jim Dvorkos sehnsuchtsvolle Trompete neben der Stimme die Akzente.