Randy Travis – Old 8 By 10

Die Phase der Konsolidierung: Nachdem der publizistische Pulverdampf um die „neue“ Country-Szene ein wenig verraucht ist, müssen die stärksten Kräfte nun beweisen, daß sie auch genug Feuer für die Langstrecke besitzen — weder für Travis noch für Yoakam ein großes Problem. Randy Travis ist der smooth man, der große Schmeichler — und in dieser Disziplin weit über den traditionellen Country-Sektor hinaus absolut konkurrenzlos. Scheinbar mühelos, wunderbar leicht und kontrolliert schwebt er durch kongenial angelegte Arrangements. Man höre etwa, wie er sich im bluesigen „Honky Tonk Moon“ von Mundharmonika und Piano umwerben läßt oder in „Promises“ nur mit einer Akustik-Gitarre und sanften Chor-Schüben flirtet. Und wer, bitteschön, könnte sich nicht in Textzeilen voll praller Lebenserfahrung wie „It started with my lyin‘ — and it ended with me cryin’…“ wiederfinden? Auch Dwight Yoakam, bisher eher um ein tough guy-lmage bemüht, präsentiert sich auf seinem dritten Album überraschend zurückhaltend und introvertiert, was ihm aber ausgezeichnet zu Gesicht steht. „I Sang Dixie“ oder „Send Me The Pillow“ drücken wundervoll auf die Tränendrüse, und das Titelstück, veredelt durch ein Akkordeon-Gastspiel von Flaco Jiminez (Ry Cooder etc.), atmet relaxtes Tex-Mex-„Border-Feeling“. Für „Streets Of Bakersfield“, eine Hommage an die Hochburg ungekünstelter Country-Klänge, holte sich Yoakam endlich die Legende Bück Owens ins Studio-, Der Jung-Star trifft sein großes Idol — und wir sind die Gewinner.