Class Tiger – Diamond Sun
Es ist ein Jammer! Heute fängt eine Mainstream-Kapelle wie Glass Tiger, die mit ihrem Debüt THE THIN RED LINE gleich in die amerikanische Oberliga vorstieß, schon bei ihrem zweiten Album an, nach der alten Adenauerschen Devise „Keine Experimente“ zu operieren. Dabei hatten sich die fünf Kanadier mit Jim Vallance einen Produzenten geangelt, der bei Bryan Adams die interessanten Ecken und Kanten in den Sound einbaute. Glass Tiger aber ließ er im Studio nie von der Leine; da wirkt alles brav und bieder, und wenn einmal ein Saxophonoder Gitarren-Solo die sauber, aber langweilig arrangierten Songs aus ihrer Mid-Tempo-Lethargie reißt, wird die Würze beim Abmischen gleich wieder plattgedrückt. Die zehn Songs strotzen nur so vor Mainstream-Klischees, vom radiotauglichen Mid-Tempo mit fetten Chorgesängen („It’s Love You Feel“) bis zur Piano-Ballade („Worlds Crumble“) und den nervigen „Uuh“und „Yeah“-Intros („Far Away From Here“), einzig das folkloristisch angehauchte „My Song“ fällt etwas aus dem Rahmen. Gute Nachricht für die Plattenfirma: Jeder der zehn Songs kann im US-Radio ein Hit werden. Schlechte Nachricht für die Fans: Hinter der blitzeblanken Fassade steckt wenig musikalische Intelligenz und Substanz.
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