Pink Floyd – A Momentary Lapse Of Reason

Nach dem Abgang von Roger Waters, der für einen Großteil der bahnbrechenden Konzepte der frühen Pink Floyd verantwortlich zeichnete, war man gespannt, was die verbleibenden Drei (David Gilmour, Nick Mason, Richard Wright) zu bieten hätten. Um es gleich vorweg zu nehmen: keine Sensationen.

Natürlich sind vom großen Geist von einst noch immer Spurenelemente aufzufinden. Die Klanglandschaften, breit und meditativ, die abgehobenen Kollagen, David Gilmours elegische Gitarren-Soli — das was Pink Floyd immer ausgemacht hat, ist noch nicht ganz verschwunden. Doch Klassiker vom Schlage eines „Money“, „Time“ oder „Wish You Were Here“ sucht man vergeblich. Vielmehr entsteht der Eindruck, die Produzenten Bob Ezrin und David Gilmour versuchten alles, um die bewährten Floyd-Klischees aus längst vergang’nen Tagen ins Zeitalter der CD zu retten.

Was ihnen zugegebenermaßen eindrucksvoll gelingt. Zumindest aufnahmetechnisch ist das neue Album ein Ohrenschmaus von seltener Güte. Da rauschen Wasserwellen durchs Stereo-Spektrum, gefolgt von drohenden Sturmböen und aufgeschnappten Funk-Sprüchen („Learning To Fly“), darauf ein synthetischer, gigantischer Blues, ziemlich sicher von einem Fairlight-Computer von vorne bis hinten berechnet und gesamplet („The Dogs Of War“). Dann ein Industrie-Disco-Stampfer („One Slip“) und einer dieser gewalttätigen Fußball-Stadionchor-Balladen („On The Turning Away“).

Seite Zwo bietet zwei Instrumental-Stücke, wobei „Terminal Frost“ von einem spannenden Dialog zwischen dem Saxofonisten Tom Scott und Gilmour an der Pathos-Gitarre lebt. Ansonsten eine wenig aufregende Album-Seite mit einem schleppenden Start („Yet Another Movie“) und einem laschen Finale („Sorrow“).

Ob die Herrschaften Spaß gehabt haben, diese Platte zu machen, wage ich zu bezweifeln. Daß dieses Album trotzdem millionenfach verkauft werden wird, ist so klar wie Kloßbrühe. Aber wetten, daßA Momentary Lapse Of Reason keine 600 Wochen in den US-Charts bleibt wie Dark Side Of The Moon?