Van Morrison – Poetic Champion Compose
Ach du meine Güte. Nach dem letztjährigen, ganz akzeptablen No Guru No Method No Teacher nun dies! Von jedem anderen wäre eine Leistung wie diese vielleicht akzeptabel, aber ein Künstler, der Meisterwerke wie Astral Weeks, Veedon Fleece und Common One geschaffen hat, muß mit seinen eigenen hohen Maßstäben gemessen werden. Und da kommt Morrison diesmal nicht gut weg.
Die Platte beginnt mit einem fürchterlichen Instrumental-Stück („Spanish Steps“), das ungefähr so mitreißend klingt wie eine gelangweilte Cocktail Jazzband in der Hilton-Lounge. Dann trampelt Van in hoffnungslos verworrene Mystik, untermalt von banalen Akkord-Wechseln. „Let’s go into mystery…“, singt er. Überhaupt hören sich die Texte an, als hätte er das halbe Dutzend seiner Lieblings-Themen durch einen Wort-Prozessor variieren lassen. Nur eine Version von „Sometimes I Feel Like A Motherless Child“ bringt so etwas wie Ergriffenheit. Vielleicht sein schwächstes Album überhaupt!
PAUL JOHNSON Paul Johnson (CBS) Junior Giscombe, die Vaterfigur des neuen Brit-Soul, hat sich Paul Johnsons Debutalbum angenommen — und das war sicher kein Fehler. Die glasklaren, leichtfüßig groovenden Pop-Arrangements sind reizvoll genug, um ein paar Chartplätze zu sichern, lassen Johnson jedoch völligen Freiraum, sein inbrünstiges Organ bis an die weit gesteckten Grenzen auszuloten. Das Motown-Falsett permanent im Anschlag, jubiliert sich der ehemalige Vorsänger der Gospelgruppe Paradise bis in Sopranhöhen. Seine Gospel-Vergangenheit hat in ihm das Gespür für alles Schöne auf dieser Welt sensibilisiert. Und wenn er dann all seine Liebe aus der Brust geholt hat, stößt er Glücksschreie aus. Schön! 4 CLAUDIA BARRY I, Claudia (CBS) Silver Convention, Penny McLean und Lipps Inc.’s „Funkytown“ — die Münchner Schule der Hi-Energy-Disco erfreut sich bei den House-Music-Produzenten allergrößter Beliebtheit. Grund genug, Claudia Barry wieder aus der Versenkung zu holen. Dank des technischen Fortschritts ist der Sound mächtiger geworden, der erbarmungslose ßummbummbummtschak-bummbummbumm-Groove ist geblieben. Wer darauf nicht tanzen kann, kann wahrscheinlich auch nicht laufen.
Die schwülstige Synthetik und Claudia Barrys Lady-Bump-Erotik garantieren den Erfolg zumindest in italienischen Papagalli-Discos und den Schwulenclubs in aller Welt. 3
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