Oldies
Die unangefochtenen Monatssieger kommen diesmal aus Los Angeles, heißen The Droogs und legen ihre ersten sechs Singles als ANTHOLOGY (Music Maniac MM 005) vor. Die lobenswerte Komnilations-Tal vollbrachte Hans „Magic Maniac“ Kesteloo. dem der Garage-Rhythm& Blues stets Herzenssache war. Und den bieten The Droogs unverdünnt und mit visionärer Kraft. Aus Stones-. Sonics- und Kinks-Extrakten brauten seit 1973 Sänger Ric Albin und Gitarrist Roger Clav mit diversen Bassisten & Schlagzeugern einen schon bald mit eigener Geschmacksnote versehenen Sud, der höllisch kochend alle Garagentugenden vereint: tolle Songs, respektlosrotziger Gesang, phantasievoll heulende Gitarre und Power, Power. Power. Knapp: (6) New Orleans ist mächtig im Kommen! Wer im März die Konzerte des American Rhythm&Soul Festivals erlebte, dürfte regen Appetit auf „Mehr“. Vertiefung und neue Namen haben. Also kommt die kleine Serie A H1STORY OF NEW ORLEANS RHYTHM& BLUES (Rhino 70076-78-‚IMS) gerade recht. Vol. 1 umfaßt die Jahre“l950-1958 und stellt u.a. Shirlcy & Lee (mit dem Original von „Let The Good Times Roll“). Huey Piano Smith. Lloyd Price („Lawd Miss Clawdy) und Professor Longhair vor. Vol. 2 widmet sich den Jahren 1959—1962 mit heute fast vergessenen, aber wichtigen Interpreten wie Ernie K-Doe („A Certain Girl“) und Clarence „Frogman“ Henry. Vol. 3 umfaßt die Jahre 1962-1970. hier sind der kürzlich verstorbene Lee Dorsey (sein „Working In The Coal Mine“ wurde zuletzt von Devo gecovert). Aaron Neville. Robert Parker und Irma Thomas („Time Is On My Side“) die Stars. Die drei mit Fotos und Liner Notes gut aufgemachten LPs dokumentieren auf höchstem Niveau den besonderen Zauber der NO-Musik: eine unvergleichliche Mischung aus erdiger Blueskraft. lebensfrohen Rhythmen, samtiger Eleganz, Voodoo-Magie, gemütlichem Shuffle-Feeling und karibischem Flair. Musik von Menschen für Menschen. (6) Auch Charly Records ist in NO aktiv: Aaron Neville bringt auf MAKE ME STRONG (Charly CRB 1111) von Mastermind Allen Toussaint produzierte Aufnahmen der Jahre 1968— 1970, darunter Perlen wie „Hercules“, „Mojo Hannah“ und Carole Kings „One Fine Day“. Sein Riesenhit „Teil It Like lt 1s“ ist auch dabei, leider in einer späteren Alternativ-Fassunc. (4) Da kann NEW ORLEANS HEAT (CRB 1066) vom Blues-Schwergewicht Albert King ganz anders überzeugen. Die Verbindung von Down Home-Blues und Voodoo-Touch funktioniert und gehört zu den größten Momenten in Kings Schaffen. (5) Gleich mitentdeckt werden kann bei unserem Südstaatentrip Z.Z. Hill. der 1984 viel zu früh verstarb. GREA-TEST HITS (Malaco 006/Charly) stellt ihn als stimmstarke Mixtur aus Otis Redding und Teddy Pendergrass vor. wobei Blues- und Soul-Merkmale virtuos verschmolzen werden. (4) Der Monats-Rest im flinken Durchlauf: Irgendwer plant wohl das Nancy Sinatra-Comeback. Auf NANCY & LES (ME 4/87) folgt BOOTS (Rhino 70227/IMS), ihr All-Time Hits-Album, incl. „Boots“. „Friday’s Child“ und „Somethin‘ Stupid“ im Duett mit Daddy Frank. (3) Corky Siegel und seine Siegel/ Schwall Band trafen 1977 Seiji Ozawa & The San Francisco Symphony Orchestra, um William Russos „Street Music“ und „Three Pieces For Blues Band And Orchestra“ einzuspielen. Etwas schlauer und sensibler als weiland Deep Purple ging man zwar vor, doch „best of hoth worlds“ wurde dennoch nicht draus, wie die LP (Deutsche Grammophon 4 1 5 792) zeigt. (2) Meine negativen Erfahrungen werden bei THE LEGENDARY P.J. PROBY AT H1S VERY BEST Vol. 2 (See For Miles 82/T1S) – er versagt auch mit rockigem Material — und SHADY GROVE (Edsel XED 208/ TIS) von Quicksilver — total bekifftc Hippies verfummeln sich mit amorphen Songs und singen miserabel — bestätigt. Beide: (2) Eine sorgfältige Wiederaufbereitung wird Ten Years After zuteil. ORI-GINAL RECORD1NGS Vol. 1 (See For Miles 80/T1S) bringt Pre-Woodstock-Aufnahmen der englischen Bluesrocker um Alvin Lee, die kaum etwas von ihrem Tempo und unterhaltsamen Blues eingebüßt haben. (4)
Bleiben wir noch einen Moment beim weißen Blues. EAST-WEST (Edsel 212/TIS) ist nach Meinung von „Rolling Stone“-Schreiber Kit Rachlis das beste Album, das die Butterfield Blues Band einspielte. In der Tat, was Butterfield, Bishop, Bloomfield, Naftalin und ihr schwarzes Rhythmusgespann Arnold/Davenport hier in punkto Bluesfeeling, Inspiration und instrumentalem Können abliefern, ist (innerhalb des weißen US-Blues) nur mit den großen Blues-Project Momenten vergleichbar. Besonders das 13-minütige Titelstück geht total unter die Haut. (5) Einfach nicht totzukriegen sind die Klassiker des amerikanischen Sixties-Underground-Garagen-Westcoast-Rocks: In Frankreich ist NO WAY OUT (Eva I2058/Rimpo)vonderChocolate Watch Band erneut erschienen, erweitert um den Titel „Fm Aware“. Beste Garagenknüppler stehen neben heute eher kurios anmutenden psychedelischen Exkursionen. Aber diese Band hat (zu Recht) ewigen Kultstatus. (5) In Deutschland sind The Seeds kompiliert worden. RETROSPECTIVE (Line) bringt einen ordentlichen Querschnitt durch die fünf regulären LPs, die Sky Saxon und seine Mannen ablieferten. (5) In Großbritannien wurden Love wiederentdeckt. Auf ihrer ersten LP (Edsel 218/TIS) klang die Band des Genies Arthur Lee noch sehr Byrds-Gitarrenlastig. Doch gerade das ist ja heute ungeheuer angesagt, und Stücke wie „My Little Red Book“ und „Hey Joe“ haben noch nie ihre Wirkung verfehlt. (4) Noch besser, wenngleich von der Ostküste stammend: THE GREAT AMERICAN EAGLE TRAGEDY (Edsel 215/TIS), die erste LP der Boston-Band Earth Opera, aus der so bedeutende Musiker wie Peter Rowan und David Grisman hervorgingen. Ihre im Campus-Folk verwurzelten Songs entfalten auch 18 Jahre später nocheine ganz eigene, kaum definierbare, warme Atmosphäre. Kompositorischer Höhepunkt ist das zehnminütige Titelstück über das ausgerottete amerikanische Wappentier. Hier wurde Folkrock zur Kunst. (5) Edsel hat noch einen weiteren unsterblichen Helden wiederaufbereitet, den Texaner Roky Erickson. I THINK OF DEMONS (Edsel 222/T1S) bringt sein CBS-Album von 1980 und zwei Tracks der EVIL ONE-LP. Rokys manische Stimme und Duane Aslaksens Terror-Gitarre kommen bei „gemütlichen“ Stücken wie „I Walked With A Zombie“, „Night Of The Vampire“ oder „Creature With The Atom Brain“ so richtig in Fahrt. (5) Zweimal britischer Progressiv-Pop der Sixties: Zu spät kamen Liverpools Koobas, als sie 1969 nach vier Jahren und sieben Singles endlich ihr einziges Album BARRICADES (Barn Caruso Kiri 047/TIS) veröffentlichten. Der Liverpool-Bonus war längst verbraucht und auf ihrem Gebiet des „erweiterten Beat“ die Konkurrenz übermächtig. Zudem war die Band mit wenig Songschreibertalent gesegnet. Bis auf das Überstück „Barricades“ ein merkwürdig vermurkstes Werk. (2) Bevor die Shulman Brothers mit Gentle Giant Artrock-Geschichte schrieben, gab’s Simon Dupree And The Big Sound. KITES (See For Miles CM 109/TIS) ist eine schöne Kompilation mit den Hits „Kites“ und „Broken Hearted Pirates“. Interessant zu hören, wie die Band sich von 1969 vom R&B/Soul zum phantasievollen Pop-Rock entwickelte. (4) Eine tolle Ausgrabung: THAT’S THE WAY IT WAS (Rock Machine 8 /TIS)vonHeinzAndThe Wild Boys. Die Decca-Zeit mit dem Superhit „Just Like Eddie“ des in Deutschland geborenen Blonden kennen viele, seine anschließend vom Genius Joe Meek für EMI produzierten Spitzen-Beat-Sachen nur wenige. Was jetzt nachgeholt werden kann. (5) Randy California, westküstliches Gitarren-As, sah seine besten Tage bei Spirit. SHATTERED DREAMS (Line 4.00197 J) — welch passender Titel — sammelt verstreutes Material, darunter eine Live-Version von „Hey Joe“. (5) Äußerst anregend klingt heute noch SEATRAIN (Edsel 196/TIS), das erste (und beste) Album der gleichnamigen Blues-Project-Splittergruppe, deren auffallendes Kennzeichen das meisterhafte Geigenspiel von Richard Greene war. (5) Der einstige Alexis Korner-Gefährte Duffy Power bringt seine eigenwilligen Blues-Ideen mit MARY OPEN THE DOOR (Rock Machine 5/TIS), einer Neuauflage seiner LP 1NNOVATIONS zu Gehör. An den Instrumenten: Jack Bruce, John McLaughlin, Danny Thompson, und trotzdem nur eine (3) für allzu dünne Einfälle.
Viel zu beliebig war die Musikauffassung des Westküstlers Ron Nagle, dessen LP BAD RICE (Edsel 204/TIS) zwischen psychedelisiertem Countryrock, biographischen Songs über Suff & Astrologie und nichtssagenden Probeläufen pendelt. (3) Als Wolf Maahn noch trendwidrig englisch sang( 1979), glückte ihm mit der Food Band ein Album, das mehr nach Kalifornien als nach Köln klang. Ausgezeichnete Songs, hoher spieltechnischer Standard und eine prägnante Produktion machen die LP (Cube 6.26395 BL) zur „finest hour“ von Maahn. (4) Ebenfalls aus jüngster Vergangenheit: THE BEST OF A FLOCK OF SEAGULLS (Jive 6.26390 AO). Leider konnten sie ihren Anfangs-Standard („I Ran“) nicht lange halten. (3)
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