Musk at the Dusk WEA 242 010 :: Irmin Schmidt
CAN, Theater-. Film und Fernsehmusiken —– Irmin Schmidt hat viel gemacht. Jetzt also ein Soloalbum.
MUSK AT DUSK – Moschus in der Dämmerung — entfaltet seine Reize in der Blauen Stunde, im Zwielicht zwischen Tag und Nacht. Diese Musik beruhigt und hält zugleich wach, weil sie mit dem Hörer spielt. Schmidts Melodien schweben so leichtfüßig wie eine Ballerina, sind dabei so schwer greifbar wie Flaumfedern. Sie brauchen Raum zur Entfaltung und wirken wie eine musikalische Drehbühne, auf der sich allmählich allerlei fremdartige tonale Gebilde entfalten, Die Songs sind wie tiefe Bühnenbilder, die immer wieder eine neue Perspektive nach hinten öffnen, noch ein Instrument, noch ein Detail, noch eine Stimmung hervorzaubern. Im Radius eines Kreisels dreht sich der Rhythmus. Und diese Slow-Motion-Träume lösen bei „Cliff Into Silence“ und „Villa Wunderbar“ angenehme Schwindelgefühle aus.
MUSK AT DUSK macht klar, warum Irmin Schmidts Filmmusiken so gut sind. Seine Musik erzählt eigene Filme, schwarz-weiße mit einem delikaten Spiel von Licht und Schatten wie in den besten Hollywood-Melodramen: neoklassizistische Villen an der Cote d’Azur voller Geheimnisse und Geflüster. F. Scott Fitzgerald läßt grüßen. Auch in den Texten, die dem englischen Schriftsteller Duncan Fallowell so passend und einfach gelungen sind. Die feine Ironie der Worte fängt jedes Klischee so leicht ab wie es Irmin Schmidts kompositorische Tricks tun.
Während der Tatort“.Freunde“ eher durch eine hektische, action-haschende Handlung Mysteriöses zu suggerieren versuchte, hat Irmin Schmidt dies mit“.Roll On, Euphrates“, dem Titelsong des Krimis, auf leise und laszive Weise geschafft. „The Great Escape“ und „Alcool“ sind ganz verhaltene Lieder, beiläufig, wie in Abwesenheit hingesummt. Aut „Child In History“ verläßt Schmidt das Songmuster und lebt seine Liebe für Klassik, Avantgarde und Pop gleichermaßen aus.
Detailhesessenheit verrat auch die Namensliste der Mitspieler: Juan Jose Mosalini am Bandoneon mit verwehten Tangorhythmen. Gitarre und Schlagzeug der CAN-Musiker Michael Karoli und Jaki Liebezeit als Sicherheitsnetz, warme Baßläufe von Frank Ema-Otu. exotische Perkussion von Triloc Gurto. Gerd Dudek am sanften Saxophon. Manfred Schoof mit fliegendem Flügelhorn. Steve Baker mit wehmütiger Mundharmonika und Max Lässer an der singenden Slideguitar. Apropos Singen: Irmin Schmidi macht es diesmal gleich selbst. (6)
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