Der Stand der Dinge EMI IC0661472401 :: Purple Schulz

Purple Schulz‘ 87er Bestandsaufnahme klingt erstaunlich erwachsen. Jeder positive Text klingt für mich wie aufgesetzt“, singt er und hat trotzdem versucht, bei seiner Gratwanderung zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt nicht in den Sumpf von Resignation abzurutschen. Statt dessen werden Hoffnung. Wärme. Auflehnung. Wut und — natürlich — die Liebe auf das Banner geschrieben, soll die Sensibilität geschult und Anpassung vermieden werden.

Interpretiert werden die Songs von einem Sänger, dessen Stimme Charakter hat. immer ein wenig brüchig klingt, ohne dabei den rotzigen Anarcho-Touch eines Rio Reiser zu haben. Seine besten Momente hat das Album immer dann, wenn Schulz seinem (unterstellten) Idol Peter Gabriel nahe ist, etwa im Gefängnis-Song „Vier Schritte“ oder dem percussiven „Gib mir“. Da erreicht die Produktion eine unglaubliche Intensität.

Dagegen müssen die teils recht konfektioniert und mit einem Tick zu viel Elektronik umgesetzten, mal latin. mal funky inspirierten Titel einfach ein wenig abfallen. Die Phenix Horns aus dem Computer und ein Hauch von Philly-(Collins)-Sounds wirken in diesem Umfeld etwas deplaciert. Tato Gomez neigt wie sein Berliner Produzenten-Kollege Udo Arndt dazu, eine Platte zu sehr zu produzieren. (4)