Jazz
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Deshalb drei SAX-PLATTEN: Aufhorchen läßt der 22jährige Courtney Pine, als Sohn von Exil-Jamaikanern in London geboren. Weshalb ihn die Inselpresse prompt als „britisches Jazzwunder“ vereinnahmt. Pine meint es nicht bitter, aber ernst mit seiner JOURNEY TO THE URGE WITHIN (Island). Daß er mit Reggae und Funk großgeworden ist. klingt beim Modern Jazz öfter mal durch. Auch eine Soul-Ballade über Ghetto-Kinder durfte auf die Platte, die ansonsten eigenständiges Swing/Latin-Material bietet.
Mit dem Sänger Cleveland Watkiss geriet ein kompetenter Vertreter der Bobby McFerrin-Schule ins abwechslungsreiche Spiel. Pine. dessen Zweitformation Jazz Warriors in London beliebter Festival-Act ist, verdient tatsächlich das Etikett „interessantester Newcomerder Britjazz-Scene“. Knapp (5)
Die neue LP des Bassisten Harvie Swartz stecke ich in die Sax-Ecke. weil Charlie Mariano (Alt) und John Stubblefield (Sopran) den gepflegten Ton angeben auf SMART MOVES (Gramavision). Latin, Metheny-Verwandtes. Jazz-Standards — vor allem aber Popjazz, verschärft durch die Rockgitarre von Mike Stern. Knapp: (4)
Trotz geschmäcklerischem Cover gibt’s schräg-zeitgemäßen Umgang mit den Roots des Jazz auf GALLERY (Gramavision) des schwarzen Saxophonisten Oliver Lake. Neben Basser Fred Hopkins zwei vielgefragte Musiker: die Pianistin Geri Allen und Drummer Pheeroan akLaff. (3)
Zu Oliver Lakes Formation Jump Up zählte — aber das ist schon die erste von drei GITARREN-PLATTEN: Jerome Harris, bekannter als Funkbassist, bedient sich bei allen Stilen zwischen Rag und Rock, um als Gitarrist dem Thema Fusion neue Aspekte abzugewinnen. Locker-vertrackte Kompositionen. Allround-Talente wie Ken Werner (key) oder Mark Helias (b): ALG0R1THMS (minor) ist ein Musterbeispiel für aufgeklärten Jazzrock. (5)
Daß der vor allem auf akustischer Klampfe brillante Kevin Eubanks aus dem Umkreis der Marsalis-Brüder stammt und bereits zwei veritable Jazzalben eingespielt hat. hielt ihn leider nicht davon ab. seinen Ruf aufs Spiel zu setzen: mit der orchestral verzuckerten Schnulzenparade FACE TO FACE (GRP). Mittäter am Baß waren keine Geringeren als Ron Carter und Marcus Miller. Asche auf des Wunderknaben Haupt. Ich empfehle statt dessen Eubanks Vorjahresprodukt OPE-NING NIGHT. Für 1986 knapp: (2)
Lee Ritenour, das muß ihm die Skepsis lassen, verfügt über lockere Arrangements, ausgeklügelte Sounds und vielfältige Rhythmen. Klar. EARTH RUN (GRP) ist ein hochglanzpoliertes Studio-Opus mit entsprechender Mannschaft: Grusin, Watts,Masonetc.(3)
Drei RHYTHMUS-PLATTEN: Wer beim Bandnamen Drümmele Maa an alemannische Knüppelorgien denkt, auf den wartet eine Überraschung. Außer Drums und Percussion verwendet das Quartett auch Marimba. Vibraphon. Keyboards und elektronisch verfremdete Klänge. Überhaupt sind Sound-Freaks mit der ausgesprochen melodisch gebauten VILLA RHODO-DENDRON (JHM/PIäne) ebenso gut bedient wie Synkopen-Fans und Freunde rhythmischer Hörspiele. Knapp: (5)
Urwüchsiger geht es auf UN PO-CO LOCO (ENJA) zu, dem zweiten Album von Rudi Fuesers international besetzter Salsa-Bigband Conexion Latina. Sie braucht sich vor den Kollegen von jenseits des großen Teichs keineswegs zu schämen — weder was die Authentizität angeht (der puertorikanische Komponist AJonso Tite Curet schrieb Maßgeschneidertes) — noch, wenn Bläser oder Percussion Soli starten. (4)
Vielseitigkeit sollte Trumpf sein: Der Bassist Jamaaladeen Tacuma (Ex-Ornette Coleman) hat sich für MUSIC WORLD (Gramavision) eine Rundreise durch Studios in Tokio. Istanbul. Paris. New York und Philadelphia geleistet. Nicht, daß musikalische Offenbarungen dabei herausgekommen wären. Ob le funk parisienne, japanische Koto oder Leon Thomas mit der 62. Version von „The creutor has u musier plan“ — über prima Baßläufe zu netten Nichtigkeiten kommt das Unternehmen nicht hinaus. Richtig schlapp am Ende die Cover-Version von „One More Night“ (Phil Collins). (3)
Mehr News und Stories