Oldies

Zum Jahreswechsel noch eine „Resteverwertung 86“, der „letzte Aufruf“ für Platten, die übers Jahr Platzproblemen weichen mußten. Also, Ärmel hochgekrempelt und ran ans Vinyl: Das legendäre erste Album der Feelies liegt endlich wieder vor, CRAZY RHYTHMS (Line 4.00168) ist eine Schlüsselplatte des US-Neo-Gitarrenbeats und für 1980 geradezu prophetisch. Tolle Songs, Intensiv-Gitarren und der fabelhafte Anton Fier am Schlagzeug (6).

Alex Chilton im Aufwind! No. 1 RECORD und RADIO CITY (Big Beat Wika 53/54, Vertrieb-. TIS) sind die ersten beiden Big Star Alben. Auch hier: Wegweisende Mischung aus Beatles, Byrds, Velvet Underground, die 1972/73 nur wenige hören wollten. Mit dabei: Das von den Bangles gecoverte „September Girls“ (5).

Wieder da: The Monkees, die mit „That Was Then, This Is Now“ in die Hitlisten einziehen konnten. THEN & NOW… THE BEST OF THE MON-KEES (Arista 804969) enthält drei neue und 11 Super-Oldies der synthetischen, aber hochwertigen Beat Boys, darunter „I’m A Believer“ & „Daydream Believer (5).

Edsel Records (TIS) setzt die Country-Rock-Entdeckungen fort. Ex-Byrd Gene Clark ließ sich auf ROAD-MASTER (ED 198) von der Genre-Creme begleiten, darunter zahlreiche Byrds-Kollegen. Heraus kam ein noch immer gültiges Album (5). Auf identischem Niveau: THE FANTASTIC EXPEDITION OF DILLARD & CLARK (ED 192), die Ergänzung zum zweiten Album dieses Kurzzeitunternehmens (ED 195). das Countryrock-Maßstäbe setzte (5). Zu den Country-Erneuerern gehört Steve Young, der bei uns leider nur Insidern richtig bekannt ist. ROCK SALT AND NAILS (ED 193) gehört zu seinen stärksten Arbeiten, ein Album mit Wärme und Biß (5).

Sopwith Camel aus Kalifornien probierten’s 1973 mit einem satten Rock, der von Folk bis Jazz alles integrieren wollte. THE MIRACULOUS HUMP RETURNS FROM THE MOON (XED 205) zeigt, daß die kleinen Songs das nicht vertrugen (2).

Auch soft, aber kompositorisch ohne Makel: Jay & The Americans, deren ALL TIME GREATEST HITS (Rhino RNLP 70224/IMS) 1962-1970 zehnmal in den US-Top-30 waren (u.a. „Cara Mia“, „She Cried“) (4).

Beim 1968/69 so beliebten Spiel mit der Bewußtseinserweiterung des Hörers verwendeten Lothar And The Hand People das seltene Gerät Theremin neben dem Moog. Für heutige Synth-Kids natürlich ein Witz, aber THIS IS IT MACHINES (See For Miles 75/TIS) entfaltet Pionier-Reize… (4), zumal die Originalalben grausam schwer aufzutreiben sind.

Verkannte Könner (müssen ja nicht immer gleich Genies sein) gibt’s eh reichlich. Zum Beispiel den amerikanischen Songschreiber Fred Neil, der uns so schöne Songs wie „The Dolphins“. „Everybody’s Talkin“ und „Merry Go Round“‚bescherte. VERY BEST’OF (See 77/TIS) ist eine gute Kompilation seiner Einfälle (4). Oder die anglo-amerikanischen Barracudas, deren erste LP DROP OUT WITH … (GMG 75011/Rimpo) in Prankreich neu aufgelegt wurde. Bedeutung der Band: siehe unter Feelies… (5). Oder Alan Vega & Martin Rev, besser bekannt als Suicide. Ihr Debütalbum SUICIDE (Demond Fiend 74/TIS) löste 1977 Entsetzen oder totale Begeisterung aus. Mit „Frankie Teardrop“ erreichte der höllische New Yorker Beton-Drogen-Verzweiflungs-Trip einen einsamen Höhepunkt. Je nach Grundhaltung (6) oder (1).

So was kann beim Blues & Soul kaum passieren. Schön in sich ruhende, gefestigte Musik gibt’s bei IF LO-VING YOU IS WRONG (Charly CRB 1138) von Percy Sledge, dem Altmeister der Schlafzimmerklänge (5) oder bei THE BEST OF BREN-TON WOOD (Rhino RNLP 70223/ IMS), der lebhafter agiert und sich sogar an eine Fassung des Garagenhits „Psychotic Reaction“ (von Count Five) wagte (3).

Gleiche Bewertung für THESE KIND OF BLUES (Date DALP 4.00160/Intercord), den Nachzügler-Son« von Paul Jones aufgelöster Blues Band. Die GREATEST HITS (Topline 142/Charly) des Rock ’n‘ Rollers Buddy Knox werden einmal mehr korrekt kompiliert („Party Doll“ u.a.. 4).